Rundbrief Nr. 27 - Herz-Jesu-Familie

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         Rundbrief Nr. 27 vom 15. Dezember 2010 - Heiliger Michel Garicoits
Geboren am 15. April 1797 in Ibarre. Gestorben am 14. Mai 1863 in Betharram.

 Michel Garicoїts, Professor der Theologie, Regens des Priesterseminars, Gründer der Kongregation „Priester des Heiligsten Herzens Jesu“, 1947 heiliggesprochen; Fest: 14. Mai.

Das baskische Volk hat große Heilige hervorgebracht. Es sei nur an den heiligen Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens, erinnert. Der aus dem französischen Teil stammende  Michel Garicoїts ist ihm nachgeraten. Dieser baskische Heilige gründete die Ordenskongregation der „Herz-Jesu-Priester von Betharram“ („Prêtres du Sacré Cœur de Jésus de Bétharram“) und darf deshalb und wegen seiner persönlichen Herz-Jesu-Frömmigkeit unter den heiligen Herz-Jesu-Verehrern genannt werden1). Michel  Garicoїts wurde auf dem Höhepunkt der französischen Revolution, am 15. April 1797, im kleinen Dorf Ibarre (Departement Basse-Pyrenees) als erstes von fünf Kindern  des Kleinlandwirts Arnold Garicoїts und der Graziana, geborene Etcheberry geboren. Die treu kirchlich gesinnten Eltern hatten während der grausamen Verfolgung Priester, die den Eid auf die laizistische Konstitution verweigert hatten und von denen manche für vogelfrei erklärt worden waren, versteckt und gerettet.

Nach der Volksschule in seinem Dorf war Michel  Garicoїts Hüterbub zuerst für die Schafe und Ziegen seiner Eltern, dann für das Vieh eines reichen Gutsbesitzers in Oneix im Bezirk Saint-Palais. In diesen drei Jahren war in den stillen Stunden beim Viehhüten immer deutlicher der Ruf Gottes in ihm laut geworden, Priester zu werden. So trat er mit der Bitte, studieren zu dürfen, an seinen Vater heran. Dieser aber erklärte sich außerstande, finanziell das Studium ermöglichen zu können. Da half die Großmutter Catherine Etchelberry; sie ging zum Pfarrer von Sanit-Palais, Jean. B. Borda, den sie in der Zeit der Verfolgung mehrmals beherbergt hatte, und bat diesen, ihren 16jährigen Enkel Michel  Garicoїts in sein Pfarrhaus aufzunehmen, um ihm Unterricht zu erteilen. Für Kost und Wohnung werde Michel Garicoїts die Dienste eines Hausknechtes leisten. Der Pfarrer ging darauf ein. Da sich Michel Garicoїts in echter Frömmigkeit und mit großem Fleiß als verheißungsvoll für den Priesterberuf erwies, vermittelte Pfarrer Borda den Jungen dann weiter in das Bischöfliche Palais in Bayonne, wo Michel Garicoїts als Kammerdiener eingesetzt wurde, zugleich aber weiterstudieren konnte. Hier fiel Michel Garicoїts Eignung zum Priesterberuf dem Bischofssekretär Honert auf, der ihm dann auf eigene Kosten den Aufenthalt im Knabenseminar zu Aire ermöglichte. Im Jahre 1819 durfte der Priesterkandidat in das Priesterseminar zu Dax eintreten und das Theologiestudium beginnen, das er mit der am 20. Dezember 1823 empfangenen Priesterweihe zum Abschluß bringen konnte. Schon am 1. Januar 1824 trat der Neupriester seinen ersten Kaplansposten in Cambo an, wo er mit großem Seeleneifer an die Arbeit ging und den Gläubigen die jansenistischen Vorurteile gegen die Herz-Jesu-Verehrung auszutreiben suchte. Schon zwei Jahre später, 1826, wurde Michel Garicoїts zum Philosophieprofessor, bald darauf zum Theologieprofessor und schließlich zum Regens im Priesterseminar in Betharram ernannt. In dieser Stellung blieb er auch, als die Priesterkandidaten in das Priesterseminar von Bayonne übersiedelten. So war Michel Garicoїts nun für die Seelsorge ganz frei. Am Sonntag feierte er für die Gläubigen zuerst in der Kirche von Betharram die heilige Messe. Dann ging er den vier Kilometer langen Weg zu Fuß nach Igon, wo die von der heiligen Elisabeth Bichier des Ages gegründeten „Schwestern vom Kreuz“ auf seine Ankunft warteten, um von ihm noch die heilige Kommunion zu empfangen. In Betharram lebte Michel Garicoїts ganz arm und anspruchslos. Nur einmal in der Woche kochte ihm eine ältere Frau in der ehemaligen Seminarküche eine magere Suppe, die für die ganze Woche reichte. Bei aller Armut und Bedürfnislosigkeit erwachte in ihm der Gedanke: Sollte man nicht die Schönheit, Erhabenheit und Fruchtbarkeit der Ganzhingabe an das göttliche Herz Jesu und die volle Selbsthinopferung durch die evangelischen Räte mit einer Gruppe von Männern und gleichgesinnten Priestern durchführen, um dem weithin entchristlichen Volk jene christlichen Tugenden vorzuleben, durch die die Menschen eine Kraftquelle für ein sinnerfülltes Leben finden könnten? Das wäre doch auch deshalb besonders nötig, weil auch der Klerus – wie Bischöfe unter Tränen klagten – sich angesteckt zeigte vom Ungeist der Revolution. So entstand  in Michel Garicoїts der Plan, eine Gemeinschaft  von Priestern zu gründen, die kein anderes Ziel haben solle als jenes, das der Gottmensch Jesus Christus in seinem liebeglühenden Herzen kannte: Vollständige Selbstverleugnung und radikale Gehorsamshingabe an den Willen des himmlischen Vaters. Die heilige Elisabeth Bichier des Ages (gestorben am 26.8.1838), die der nach Heiligkeit strebende Priester um ihren Rat fragte, ermunterte ihn zur Durchführung seines Plans. Im Gebet vor einem Marienbild empfing Michel Garicoїts nach weiterer Beratung mit einem Jesuiten und einem Bischof solche Erleuchtung und so starken Antrieb, daß er sich endgültig zur Ausführung des Planes entschloß. 1832 erfolgte die Gründung der Gemeinschaft der „Herz-Jesu-Priester von Betharram“ („Prêtres du Sacré Cœur de Jésus de Bétharram“) mit dem Ziel, diese Priester sollten im Geiste echter Herz-Jesu-Frömmigkeit für die Volks- und Heidenmission und für die Seelsorgeaushilfe2) zur Verfügung stehen. 1835 machten die ersten Priester der Gemeinschaft Exerzitien unter der Leitung des Heiligen. Über seine und seiner Kongregation eigene Spiritualität gibt am besten das Werk „Recueil de pensées du P. Garicoїts“ Aufschluß, das P. Etchecopar 1890 in Toulouse herausgab, der dabei die erhaltenen Konferenzvorträge und Briefe des Heiligen benutzte.

Im Jahre 1853 wurde Michel Garicoїts von schwerer Krankheit getroffen, von der er sich nie mehr recht erholte. Am 14. Mai 1863 holte ihn der Herr in sein himmlisches Reich heim. Die letzten Worte dieses Heiligen lauteten: „Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiaam Tuam!“ („Erbarme Dich meiner, o Gott, nach Deiner großen Barmherzigkeit!“) bei seinem Tod zählte die vom heiligen Michel Garicoїts gegründete Gemeinschaft  der „Herz-Jesu-Priester von Betharram“ 100 Mitglieder. Mit Ausnahme der raschen Entfaltung dieser Ordensgemeinschaft in Argentinien war ihr zu Lebzeiten ihres Gründers keine weitere Entfaltung über das Baskenland hinaus vergönnt, weil der zuständige Bischof  sie unbedingt in den Grenzen einer diözesanen Ordensgemeinschaft belassen wollte. Erst 1901 wurde sei päpstlichen Rechts und zählt heute rund 600 Mitglieder, die nicht bloß in Frankreich, Italien, Spanien und England im Sinne echter Herz-Jesu-Frömmigkeit wirken, sondern auch in Argentinien, Uruguay und Brasilien3).
Papst Pius XII. hat den frommen Herz-Jesu-Priester Michel Garicoїts am 6. Juli 1947 heiligge-sprochen, zusammen mit jener heiligen Frau und Ordensstifterin Elisabeth Bichier des Ages, bei der er sich gar manchmal guten Rat für seine Gründung geholt hatte.

1) vgl. G. Bernoville, Un saint basque, le bienheureux Michel  Garicoїts (Paris 1936 ; N Del Re, Michel Garicoїts, in: Bibliotheca Sanctorum IX/460-462 ; F. Baumann, Pius XII. Erhob sie auf die Altäre, S. 46-50.
2)  vgl. P. Mieyaà-G .Mourié, Orientaciones  espirituales de san Michel Garicoїts (Buenos Aires 1947).
3) vgl. N. Del Re, a.a.O.  




 
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