Was ist die Heilige Stunde?
Die Heilige Stunde ist eine Andachtsübung zu Ehren des im Ölgarten Todesangst leidenden Erlösers. Sie besteht darin, daß man sieh während der Dauer einer Stunde im Geiste in den Ölgarten an. die Seite des Heilandes versetzt und sich in seine Todesangst versenke, um dadurch seinem göttlichen Herzen jenen Trost zu bereiten, den ihm die schlafenden Jünger versagten, und um Gott den Vater um Barmherzigkeit für die Sünder anzuflehen. Sie ist also ein Werk von doppeltem Verdienste, ein Werk wohltuenden Mitleidens dem Erlöser gegenüber und ein Werk der Sühne für die armen Sünder.
Der göttliche Heiland selbst verlangte diese Andachtsübumg von der heiligen Margareta Maria Alacoque, der er die Liebe seines göttlichen Herzens zu den Menschen in wunderbarer Weise offenbarte. „Jede Nacht vom Donnerstag auf den Freitag“, sprach er zu ihr, „werde ich dich an der tiefen Traurigkeit teilnehmen lassen, die ich im Ölgarten empfinden wollte. Zu diesem Zwecke sollst du dich jeden Donnerstag von 11 bis 12 Uhr nachts erheben und eine Stunde im Gebet mit mir verweilen, sowohl um den Zorn Gottes zu besänftigen und Barmherzigkeit für die Sünder zu erflehen, als auch um mich zu trösten Über den Schmerz, den ich empfand, als ich mich von meinen Aposteln verlassen sah.
Die Heilige hat den Wunsch des göttlichen Herzens Jesu treu erfüllt und diese ihm so wohlgefällige Andacht auch andere gelehrt. Daraus entwickelte sich mit der Zeit eine Bruderschaft, die, mit vielen Ablässen bereichert, von Papst Leo XIII. zur Erzbruderschaft erhoben wurde. Sie hat ihren Sitz im Kloster der Heimsuchung Mariä zu Paray-le-Monial, in dem die, heilige Margareta Maria Alacoque lebte und starb.
Wann hält man die Heilige Stunde?
Die eigentliche Heilige Stunde kann nur an Donnerstagen gehalten werden. Am zweckentsprechendsten verrichtet man sie au Donnerstagabend von 11 bis 12 Uhr, in jener Stunde, in der der Erlöser im Ölgarten Todesangst litt und Blut schwitzte. Doch ist es gestattet, diese Andachtsübung bereits von 2 Uhr nachmittags an vorzunehmen, unbeschadet des mit dieser heiligen Übung verbundenen vollkommenen Ablasses. Diese von Papst Gregor XVI. bewil-ligt Milderung ermöglicht allen Christen die segensreiche Übung der Heiligen Stunde.
Wo hält man die Heilige Stunde?
Diese Andacht kann überall, zu .Hause oder einem anderen passenden Orte angestellt werden; am besten aber wird sie, wenn es angängig ist, in der Kirche vor dem heiligsten Sakramente gehalten.
Wie hält man die Heilige Stunde?
Man versetzt sich im Geiste ar die Seite des göttlichen Heilandes. im Ölgarten und betrachtet seine schmerzliche Todesangst. Dieses Geheimnis birgt eine unerschöpfliche Quelle der kräftigsten und fruchtbarsten Anmutungen und Entschlüsse in sich. Alle Leiden, die Jesus während seiner Passion erdulden wollte, waren ihm, in jeher schauerlichen Nacht vollständig gegenwärtig. Auch alle Lästerungen und Schmähungen, die seiner bis zum Ende der Zeiten im Tabernakel warten, verwundeten im Ölgarten sein göttliches Herz. Über diese verschiedenen Punkte zu betrachten, entspricht ganz dem Geiste der Heiligen Stunde.
Man kann sich während der Heiligen Stunde aber auch mündlicher Gebete bedienen, die sich auf die Leiden des göttlichen Heilandes beziehen.
Benutzt man für diese Andachtsübung ein Büchlein wie etwa das vorliegende, so lese man langsam und unter öfterem Nachdenken die einzelnen Betrachtungen. Statt der nach jedem Punkte angegebenen mündlichen Gebete können auch der schmerzhafte Rosenkranz, die Bußpsalmen und andere entsprechende Gebete verrichtet werden. Der göttliche Heiland wünschte von der heiligen Margareta Maria Alacoque während der Heiligen Stunde fünf, Vaterunser und Gegrüßet-seist-du-Maria mit fünf Anbetungsakten zur Verehrung seines bitteren Leidens und für die Bekehrung der Sünder.
Die öffentliche Heilige Stunde wird zweckmäßig vor dem ausgesetzten Hochwürdigsten Gute mit feierlichen sakramentalen Segen gehalten
Quelle: „Die Heilige Stunde - Drei Andachten zu dem mit der Todesangst ringenden Herzen Jesu“ - 6. verbesserte Auflage - Mit freundlicher Genehmigung des Kloster der Heimsuchung Mariä 47589 Uedem - Gegeben am 27.10.2011 per Telefax mit Unterschrift der Ehrwürdigen Schwester Maria Magdalena OVM
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Sühnegebet der Ehrenwache des Heiligsten Herzens Jesu
Göttlicher Heiland Jesus Christus, lasse Dich gnädig herab, einen Blick der Erbarmung auf Deine treuen Verehrer zu werfen, die hier in demselben Geiste des Glaubens, der Genugtu-ung und der Liebe versammelt sind, um zu Deinen Füßen ihre eigene Untreue und jene aller armen Sünder, ihrer Brüder, zu beweinen! O könnten wir durch die einstimmigen und feierlichen Versprechen, die wir Dir jetzt machen wollen, Dein göttliches Herz rühren und Barmherzigkeit erlangen für uns, die unglückliche und sündhafte Welt sowie für alle, die nicht das Glück haben, Dich zu lieben! Ja, wir alle versprechen es Dir. für die Zukunft:
Für die Vergessenheit und den Undank der Menschen, - Wollen wir Dich ‚trösten, o Herr!
Für Deine Verlassenheit im heiligen Tabernakel,
Für die Verbrechen der Sünder,
Für den Haß der Gottlosen,
Für die Gotteslästerungen, die man gegen Dich ausstößt,
Für die Schmähungen gegen Deine Gottheit,
Für den vielfachen Gottesraub, wodurch man das heilige Sakrament Deiner Liebe entehrt,
Für die Beschimpfungen und Unehrbietigkeiten, die in Deiner anbetungswürdigen Gegen
wart begangen werden,
Für die Treulosigkeit, deren anbetungswürdiges Opfer Du bist,
Für den Kaltsinn des größten Teiles Deiner Kinder,
Für die Verachtung Deiner zuvorkommenden Liebe,
Für die Untreue jener, die sich Deine Freunde nennen,
Für den Mißbrauch Deiner Gnaden,
Für unsere eigenen Treulosigkeiten,
Für die unbegreifliche Härte unserer Herzen,
Für unsere Lauheit in Deiner Liebe,
Für die bittere Traurigkeit, in die Dich der Verlust der Seelen versenkt hat,
Für das lange Warten an der Türe unserer Herzen,
Für unsere Nachlässigkeit in Deinem heiligen Dienste,
Für die bitteren Zurückweisungen, mit denen wir Deine Liebe vergelten,
Für die Seufzer Deiner Liebe,
Für die Tränen Deiner Liebe,
Für Deine Gefangenschaft aus Liebe,
Für das Martertum Deiner Liebe,
Lasset uns beten!
Göttlicher Heiland Jesus Christus, Du ließest aus Deinem Herzen die schmerzliche Klage hervorgehen: „Ich habe Tröster gesucht und keine gefunden!“, laß Dich herab, den schwachen Tribut unserer Tröstungen gnädig aufzunehmen, und verleihe uns den mächtigen Beistand Deiner Gnade, damit wir in Zukunft mehr und mehr alles fliehen, was Dir mißfallen könnte, und daß wir uns immer und überall als Deine treuen und ergebenen Verehrer erweisen! Wir bitten Dich darum durch Dein Heiligstes Herz, der Du als gleicher Gott mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.