Rundbrief Nr. 32 - Herz-Jesu-Familie

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           Rundbrief Nr. 32 vom 16. Mai 2013 - Osterzeit 2013 - Der heilige Heribert - Herz-Jesu-Jahr 2013

 Das Jahr 2013 widme ich besonders der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Ich bitte Sie, dabei mitzuhelfen und das Heiligste Herz Jesu noch mehr zu verehren. Das Herz-Jesu-Jahr, das nur für meine Herz-Jesu-Familie gilt, beginnt am 1. Januar 2013 und endet am 31. Dezember 2013.   

Nachdem ich fünfzehn Jahre viele Beiträge aus verschiedenen Büchern und Zeitschriften über Herz-Jesu-Verehrer und Verehrerinnen veröffentlicht habe, habe ich mir vorgenommen, heute einen Beitrag über meinen Namenspatron, den heiligen Heribert, Ihnen vorzustellen.

Kaiser und Bischof - 16. März
 
Heiliger Heribert, Erzbischof von Köln, geboren um 970 als Sohn des Grafen Hugo von Worms, gestorben am 16. März 1021 zu Köln

Schneidend kalt heulte der Wind durch die Gassen von Köln, pfiff um Nasen und Ohren der vieltausendköpfigen Menschenmenge, die der Tag vor dem Weihnachtsfest Anno 999 aus ihren behaglichen Stuben gelockt hatte. Besonders dicht war das Gedränge beim Severinstor. Hunderte hatten Mauer und Wehrturm erklettert und hingen wie Bienenschwärme an jeder Zinne. Was macht heute schon das bißchen Frieren, war man nur dabei, wenn der neue Erzbischof seinen Einzug hielt! Wie würde er kommen? Das war die große Frage, über die sich die Kölner schon seit Tagen die Köpfe zerbrachen

Eigentlich hätte er ja mit einer stolzen Segelflottille über den Rhein kommen sollen. Aber der Strom war zugefroren und das Eis so dick, daß man mit Ochsenkarren hätte übersetzen können. Sicher würde er aber auf einem herrlichen Prunkwagen einziehen oder auf einem stolzen Streitroß mit silbernem Zaumzeug, war doch der neue Oberhirt niemand anders als Graf Heribert von Worms, der „Archilogothet“ - das ist der erste Ratgeber - des prachtliebenden jungen Kaisers Otto III.

Geduldig stampften die Harrenden sich auf dem Schnee die Füße warm. „Gott, gib uns einen guten Bischof!“ Das war das stille Flehen ganz Kölns. Wann auch hätte man ihn so notwendig gebraucht wie eben jetzt, da man an der Schwelle eines neuen Jahrtausends stand! Ja, es fehlte nicht an Stimmen, die dem neuen Jahr eine ganz besondere Bedeutung geben wollten.

„Du kannst es mir glauben, Gevatter“, raunte der Schuster Kunibert seinem Nachbar, dem dicken Gastwirt vom Eigelstein, zu,  „im Jahr 1000 geht die Welt unter wie ein morscher Kahn.“

„Na, dann zahl’ wenigstens noch, was du bei mir in der Kreide hast, ehe die Welt untergeht!“ erwiderte der Wirt boshaft.“

Der Schuster hatte schon eine ärgerliche Antwort auf den Lippen, kam aber nicht zu Wort; denn in dem Augenblick ertönte ein vielstimmiger Schrei von den Zinnen des Wehrturms her. Der Torwächter stieß in’s Horn. Von allen Kirchen dröhnten die Glocken.

Fieberhaft wurde die Spannung. Endlich bog die Spitze des Zuges durch das Severinstor. Voran ein Kreuz zwischen seidenen Fahnen. Dann kam eine Menge rotberockter Ministranten, die silberne Rauchfässer schwangen. Nonnen und Mönche folgten psalmensingend, in ihrer Pracht dann die Herren vom Dom.

Jetzt, jetzt mußte er kommen! Die Umstehenden schoben und drängten durcheinander, reckten die Hälse. Plötzlich aber ward eine atemlose Stille. Durch das Severinstor schritt ein Mann in armseligem Pilgerkleid, die Hände in tiefer Andacht gefaltet. Barfüßig ging er über Schnee und Eis, als wäre er nicht der erwählte Herr der Stadt, sondern ihr ärmster Bettler.
 
Tiefe Bewegung ging durch die Volksmenge,. dann aber beugten sie alle in heiliger Ehrfurcht die Knie vor dem Mann, der in solcher Demut seinen Einzug in die Bischofsstadt hielt.

„Ein Heiliger ist er“, raunten sich die Kölner an jenem denkwürdigen Tage zu. „Ein Heiliger ist er“, ging es durch die Stadt, als man sah, wie der neue Bischof sich der Armen und Siechen annahm, die er seine „lieben Herren und Brüder“ hieß, wie er das heilige Opfer darbrachte und alles tat, die Gotteshäuser von Köln zum heiligen Zier auszustatten. Viele herrliche Kirchen verdanken ihm ihren Ursprung oder ihre Erneuerung. Den frommen Söhnen des heiligen Benedikt schuf er zu Deutz eine herrliche Abtei.

Nur einen Kummer hatten die Kölner. Der Kaiser mochte seines Archilogotheten nicht länger entraten, beschied ihn zu sich nach Italien. Heribert folgte dem Ruf, aber bald nach seiner Ankunft traf den Kaiser der Tod. In Heriberts Armen entschlief der zweiundzwanzigjährige Herrscher, den der Hunger nach Sonne und Süden der deutschen Heimat so tragisch entfremdet hatte. Groß war das Leid des Erzbischofs, der seinen Herrn, den friedlosen Wanderer zwischen zwei Welten, nun als Toten heimführte, um ihn im Aachener Dom beizusetzen.

Ein Haufen deutscher Ritter gab, den gezogenen Degen in der Faust, dem toten Kaiser das Geleit. Oft hatten sie sich hinterhältiger Angriffe von Aufrührern zu erwehren. Unter tausend Mühseligkeiten und Gefahren erreichten sie die Alpenpässe, stiegen dann ab in’s deutsche Land. Aber Heribert, der Sproß aus der Nibelungenstadt Worms, verließ seinen toten Herrn auf der ganzen beschwerlichen Fahrt nicht. Stets war er der erste an seiner Bahre.

Ärgerlichen Aufenthalt gab es in einem oberbayrischen Tal, nahe dem Ammersee. In Polding kam Herzog Heinrich von Bayern dem Trauerzug entgegen, grüßte in Ehrfurcht den hohen Toten, machte dann aber, als der Nächste am Throne, seine Rechte auf die Königskrone geltend und verlangte von Heribert die Auslieferung der Reichskleinodien. Nur dem Zwang folgend, verstand sich der Erzbischof zur Herausgabe, da er glaubte, zunächst die Wahl des neuen Königs abwarten zu müssen. Der Herzog verargte ihm die Weigerung sehr, und zwischen den beiden blieb lange Zeit eine tiefe Mißstimmung. Dennoch sollte Heribert bald Gelegenheit haben, auch dem neuen Herrscher Heinrich II. seine Vasallentreue zu beweisen.

Zu Pavia war es, an dem Tag, da Heinrich mit der Eisernen Krone der Lombardei gekrönt worden war, als es plötzlich zwischen den Bürgern und den deutschen Kriegern zu blutigem Kampfe kam. Ein wütender Haufen wollte den Palast stürmen, in dem der Kaiser mit seinen Fürsten weilte. Da trat Heribert an’s Fenster und mahnte die aufgeregte Volksmenge zum Frieden. Steinwürfe und Pfeilschüsse flogen ihm entgegen, aber der kühne Erzbischof wich nicht, obwohl die Geschosse oft nur um Haaresbreite an seiner Stirn vorüberschwirrten. Trotz dieser aufopfernden Tat gelang es den Gegnern des Erzbischofs wiederum, Mißtrauen zwischen ihm und seinem kaiserlichen Herrn zu säen. Noch einmal sollte der Groll Heinrichs gegen den Kölner Erzbischof aufflammen.

Es war im Jahre 1020. Der Kaiser belagerte die stolze Rheinfeste Hammerstein, um den wilden Burggrafen Otto, der sich schwerer Vergehen gegen den Landfrieden schuldig gemacht, zu züchtigen. Während dieser Belagerung befahl Heinrich dem Kölner Erzbischof, mit seiner Streitmacht zu ihm zu stoßen. Wohl schickte Heribert ein Aufgebot, ließ jedoch dem Kaiser erklären, er selbst sei schwerer Erkrankung wegen nicht imstande, zu kommen. Der bösen Zungen gab es nun genug, die dem Herrscher einredeten, die Krankheit des Erzbischofs sei ein gar durchsichtiger Vorwand; in Wirklichkeit biete Heribert dem kaiserlichen Befehl Hohn und Spott. Da schoß dem Kaiser der helle Zorn in’s Blut.

„Nun wohl“, knirschte er, „wenn Herr Heribert krank ist, so geziemt es sich wohl, ihm einen Krankenbesuch zu machen!“ In Wirklichkeit aber zog Heinrich nach Köln, um über den Erzbischof Gericht zu halten. Schon hatte er gegen ihn ein schweres Urteil gefällt, als sich die Tür zum hohen Saal öffnete und der Erzbischof eintrat und sich dem Thronsitz näherte.

Tief gebeugt war die einst so hohe Gestalt des Kirchenfürsten. Bleich war sein Antlitz, und seine Augen brannten im Fieber. Auf den ersten Blick erkannte der Kaiser, daß er einen Tod-geweihten vor sich hatte. Heiße Scham stieg ihm in die Stirn, daß er den verleumderischen Reden elender Schmeichler mehr geglaubt hatte als dem Wort des Erzbischofs, der zwar zu schmeicheln unfähig war, dafür aber sein Leben für das des Kaisers eingesetzt hatte. Da sprang Heinrich von seinem Sitz auf, eilte auf den Kirchenfürsten zu und umarmte ihn. Dann bat er ihn in Gegenwart der erlauchten Versammlung inständig um Verzeihung, die ihm bereitwilligst gewährt wurde.

Dennoch ließ ihn der Gram über das Unrecht, das er Heribert getan, in der folgenden Nacht keine Ruhe finden. In aller Morgenfrühe klopfte es an der Tür der Sankt-Johannes-Kapelle, in welcher der Erzbischof die Nacht in innigem Gebet verbracht hatte. Als Heribert erstaunt öffnete, trat Kaiser Heinrich über die Schwelle, fiel vor ihm auf die Knie nieder, bekannte auf’s neue in tiefster Reue seine Schuld und bat nochmals um Vergebung. Der Erzbischof hob seinen Herrn voll inniger Rührung auf und verzieh ihm noch einmal von ganzem Herzen. So hatten sich zwei hochherzige und edle Menschen gefunden, die das Werk heuchlerischer und verleumderischer Zungen lange genug einander entfr
 
Noch einmal raffte der todkranke Kirchenfürst sich auf, um seine Herde in der weiten Kölner Erzdiözese zu besuchen. In Neuß jedoch überfiel ihn plötzlich ein heftiges Fieber. Wenige Tage später brachte ihn ein Schiff in seine Bischofsstadt.

Da drängte sich abermals eine große Volksmenge in den Straßen von Köln, den Bischof zum zweiten Mal zu empfangen. Totenstille herrschte, als das Schiff langsam den Rhein herauf sich näherte und im Grund von Köln Anker warf. Als man aber auf einer Bahre den sterbenden Erzbischof durch die Straßen trug, da ward des Weinens und Klagens kein Ende. Schluchzend gab man ihm das Geleite. Als man ihn aber zum Saalhof bringen wollte, winkte Heribert den Trägern zu und bat sie, ihn in den Dom zu tragen. Vor dem großen Kruzifix im Hochchor erhob sich der Sterbende noch einmal mit Aufbietung aller Kraft und sank, von zwei Klerikern gestützt, in die Knie, Gott mit schon erlöschender Stimme um Beistand für sein letztes Stündlein und um Schutz für seine Herde kaiserlichen anflehend. Dann erst ließ er sich in den Saalhof tragen. Nachdem man ihn auf sein Lager gebettet hatte, verlor er das Bewußtsein.

Erst am folgenden Morgen kam er wieder zu sich. Da winkte er seinen Propst, der ihm zu-nächst stand, heran. Zitternd ergriff seine Hand die Rechte des Prälaten. Wie in heißer Angst suchten seine Augen des anderen Blick. Dann fragte er mit zerbröckelnder Stimme:

„Werdet ihr, meine lieben Brüder, die Armen nicht Not leiden lassen?“

„Sie werden uns Euer kostbarstes Vermächtnis sein“, erwiderte der Propst warmherzig. Da ging ein Leuchten der Freude über die Züge des Sterbenden, und lächelnd hauchte er die Worte:
 
„So habe ich nichts mehr zu bestellen an diese Welt! Gott sei mir gnädig!“
Dann schloß er die Augen zum ewigen Frieden.



 
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