Zwei Herzen, die uns betreffen - Jesus und Maria – 1. Teil
Von Dr. phil., Dr. thel., Magister der Theologie
Quelle: Vox Fidei – Stimme des Glaubens (Firma erloschen) Nr. 20/1991 – Seite 4-12
Mit freundlicher Genehmigung: Pater Hans Pittruff MSC, schriftlich mit Unterschrift vom 15. August 2012
Jesus Christus und Maria gehören zusammen. Beide sind auf’s innigste im Heilswerk miteinander verbunden. Der ewige Gottessohn wollte Mensch werden in ihrem jungfräulichen Mutterschoß; in tief em Glauben und heiligem Gehorsam hat sie ihm ihre Mutterdienste geleistet. Er war der zweite Adam in der Erlösung der Welt; sie stand als die zweite Eva an seiner Seite. Liturgie und Volksfrömmigkeit sehen beide - Christus und Maria - in heiliger Verbundenheit beieinander, nebeneinander, gewiß nie auf gleicher Ebene, in vollkommener Gleichheit: Jesus Christus ist und bleibt menschgewordener Gottessohn, wahrer Gott und wahrer Mensch, Maria steht und lebt in steter Unterordnung unter dem dreifaltigen Gott, unter dem Gottmenschen Jesus Christus, sie ist reines Geschöpf, sie lebt und wirkt in steter Abhängigkeit von Ihm (auch sie ist erlöst durch Ihn); nie ist sie „geheime Göttin“ (wie in letzter Zeit jemand schrieb). Nie kann ihr göttliche Verehrung zuteil werden. Daß sie aber in besonderer Weise geehrt und verehrt wird - die Theologen sprechen von Hyperdulie, „Überverehrung“ - entspricht ihrer Würde als Gottesmutter, die keinem anderen geschaffenen Wesen zuteil geworden ist. Deshalb feiern Liturgie und Volksfrömmigkeit sie mit ihrem Sohn, an der Seite ihres Sohnes; seine Menschwerdung und Empfängnis im jungfräulichen Schoß Mariens am 25. März, ihre makellose, gnadenvolle Empfängnis am 8. Dezember, seine Geburt an Weihnachten, ihre Geburt am 8. September, sein Leiden in einem besonderen Fest der Kreuzerhöhung am 14. September, das Gedenken an die Mutter der Schmerzen am darauffolgenden Tag, dem 15. September, Christi Himmelfahrt und die Aufnahme Mariens in den Himmel, sein Königtum am Christkönigsfest, ihr königlichmütterliches Herrschertum am Oktavtag von Mariä Himmelfahrt.
Was Wunder, daß wir zusammen mit dem Heiligsten Herzen Jesu auch das unbefleckte, makellose Herz Mariä betrachten, beide Herzen sind in sich selbst und in ihrer eigenen Herrlichkeit und Größe, aber auch in ihrer Zuordnung zueinander, in ihrer Ausrichtung aufeinander verehren?! In der Liturgie folgt dem Hochfest des Herzens Jesu, das stets an einem Freitag gefeiert wird, am darauffolgenden Samstag der Gedenktag des Herzens Mariä: beide bilden sie eine untrennbare Einheit.
Vom Herzen hängt Leben und Tod ab
Wenn wir vom Herzen Jesu und vom Herzen Mariä sprechen, stellt sich die Frage: Was ist mit „Herz“ gemeint?
Wir denken wohl zunächst an das leibliche, physische Herz, das für den Ablauf des irdischen Lebens, für den Blutkreislauf von entscheidender Bedeutung, ja unentbehrlich ist: Ein gut arbeitendes, kraftvolles Herz ist Gewähr für gute Gesundheit, für volle Schaffenskraft. Es schlägt immerfort, etwa 100000 mal am Tag; stellt es seine Tätigkeit endgültig ein, dann tritt der Tod ein.
Wenn es in der Anatomie und Medizin - vor allem in ihrer materialistischen Ausrichtung - nur um den Herzmuskel, ums körperliche Organ geht, dann hat doch Wort und Begriff „Herz“ im menschlichen Leben, das sich offenbart im Reden und Sprechen, eine viel reichere, umfassendere Bedeutung, und zwar im profanen wie auch sakralen Bereich.
Wir sprechen von Menschen mit gutem Herzen und von Menschen mit bösem Herzen, mit mutigen Herzen und verzagtem Herzen; wir bezeichnen Menschen als weitherzig und engherzig, wir reden vom kalten, kühlen, lauen Herzen und auch vom warmen, begeisterten, hochgemuten Herzen... die Beispiele könnten vervielfältigt werden. Was Wunder, daß uns das Wort und der Begriff „Herz“ häufig in der Bibel begegnet. Joachim Becker SS. CC. berichtet darüber in seinem beachtenswerten Aufsatz „Das Herz in der Sprache der Bibel“ (Leo Scheffczyk (Herausgeber), Christusglaube und Christusverehrung, Pattloch/Aschaffenburg 1982, 25-36):
Die Bibel redet vom Herzen, weniger vom Intellekt
„Das Wort ‚Herz‘ kommt im Alten Testament rund 1000mal und im Neuen Testanient noch einmal 150 mal vor. Nicht einmal ein Liebesroman bringt es auf eine vergleichbare Zahl von Stellen. Noch aufschlußreicher ist die Art, in der das Wort gebraucht wird. Keine Spur von Romantik oder Verniedlichung! Alles ist echter Sprachgebrauch des gelebten Lebens.
Die Sprache der Bibel liebt den Gebrauch von ‚Urwörtern‘, wie Herz, Seele, Hand, Fuß, Weg. Sie wird häufig nicht sagen: ‚Ich habe mich gefreut‘, sondern: „Mein Herz hat sich gefreut.‘ Typisch sind Sätze wie „Hoch preiset meine Seele den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland.“ „Die Hand des Herrn hat Wundertaten vollbracht.“ „Der Herr lenkt meine Füße auf den Weg des Friedens.“ Eine solche Sprache mag uns primitiv und umständlich vorkommen, in Wahrheit ist sie anschaulich, warm, naturnah, mit einem Wort: Menschlich.“ (Seite 26/27). Dann führt der Verfasser des zitierten Aufsatzes aus:
Das Herz ist die Mitte des Menschen
a) „Das Wort „Herz“ kommt zu unserer Überraschung häufig vor, wenn es um Denken, Überlegen, Verstand, Einsicht geht“ (vgl. Dtn. 29,3; Jes 6,10; Mt 13,15, Joh 12,40 usw). „Ein Abgrund von Bosheit ist das Herz des Menschen“ (vgl. Jer 17,9, Ps 64,7), aber vor Gott ist nichts verborgen, er ist der Herzenskenner (Apg 1,24; 16,8) (Seite 27/29).
b) „Wenn das Herz der Sitz böser Gedanken ist, muß eben dem Verstand der Wille beteiligt sein. Beide bilden eine unzertrennliche Einheit. Im Herzen als der personalen Mitte wird die Willensrichtung bestimmt, hier fallen die eigentlichen Entscheidungen. . . Häufig ist vom geraden und vollkommenen Herzen die Rede, auch vom reinen und lauteren Herzen...‚ das demütige Herz ist wohl das sicherste Kennzeichen des Frommen (vgl. Mt 11,29) . . . Im Herzen liegt das Innerliche, Wertvolle und Wesentliche des Menschen beschlossen, dem der hohle Schein des Äußerlichen entgegensteht . . . Das Herz kann sich Gott verschließen, die Schrift spricht vom „fetten“, vom „verhärteten“ Herzen (Jes 6,10; Es 11,19). Gott kann das steinerne Herz in ein Herz von Fleisch umwandeln, kann ein neues Herz und einen neuen Geist geben (Ez 18,31). (Vgl. Seite 29/33).
c) „Auch die gesamte Skala der Gemütsbewegungen findet sich in den Aussagen über das Herz wieder. Bald ist das Herz mutig wie das des Löwen (2 Sam 17,10), bald zerfließt es wie Wasser (Jos 7,5) . . . Vor allem Freude und Traurigkeit werden immer wieder dem Herzen zugeschrieben (Sir 30, 22, Spr 14,13, 25,20, Ps 102,5, 22,27, 69,33, Röm 9,2 usw.)“ (Seite 33/35).
d) „Da die Schrift nach Menschweise redet, hat auch Gott ein Herz. Die Zahl der einschlägigen Stellen geht allerdings kaum über dreißig hinaus . . . „ Es schmerzt Gott bis in's Herz hinein, daß er die sündigen Menschen geschaffen hat.‘ (Gen 6,6)... „David ist ein König nach dem Herzen Gottes“ (1 Sam 13,14). Die Gedanken des göttlichen Herzens reichen von Geschlecht zu Geschlecht.“ (Ps 33,11)“ usw. (Seite 35/36).
Hier seien ein paar Worte angefügt über „Herz Jesu und Herz Mariä in der Schrift“ (vgl. die gründlichen Darlegungen von Hugo Rahner in J. Stierli, Cor Salvatoris, Herder 1954, Seite 19-45). In den messianischen Prophezeihungen des Alten Testamentes finden sich Hinweise auf das Herz des Erlösers, z. B. Ps 40,7-9 (in Beziehung zu Hebr 10,5-7), Jer 30,21-24, Ps 22,15, Ps 69,21. Im Neuen Testament sind anzuführen Mt 11,29, Joh 7,37-41, 19,34.
Vom Herzen Mariä ist die Rede Lk 2,19: „Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach“ (es war der Bericht der Hirten über die Engelserscheinungen nach der Geburt Jesu); ferner Lk 2, 51: „Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (es handelt sich um die Erlebnisse mit dem zwölfjährigen Jesus in Jerusalem). Man könnte noch hinweisen auf das Magnificat (Lk 1,46-55); man darf es das von Jubel und Dank überströmende Hohelied des Herzens Mariä nennen (wenn auch das Wort „Herz“ nicht im Text steht). Auch sei erwähnt Lk 2, 35: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen.“ Origenes bemerkt: „Der Schrifttext sagt Seele, aber gemeint ist Mariens Herz“ (PG 26,258). Am Anfang der Ausführungen von J. Becker wurde gesagt, der Ausdruck „Herz“ zähle zu den „Urwörtern“, von denen auch einige andere konkrete Beispiele genannt wurden. Aber eine Begriffsbestimmung von „Urwort“ fehlte. Hier soll nunmehr erklärt werden, was „Urwort“ und „Urwort Herz“ bedeuten.
Das Herz gibt Auskunft über den gesamten Menschen
H. E. Hengstenberg (Die Marienverehrung im Geisteskampf, Seite 39): „Das Herz ist der Inbegriff aller seelischgeistigen Kräfte, die in der individuellen Person zu einer einmaligen Gestalt und Ordnung verbunden sind.“
Johannes B. Lotz (Meditation im Alltag, 3. Aufl., Seite 35): „Herz bezeichnet das Innerste des Menschen, die einzige Mitte, aus der all sein Denken, Lieben und Tun emporsteigt und die all dies als bloße Teilentfaltung eines einzigen Gesamtvollzuges zusammenhält.“ (Herz und Seelengrund fallen zusammen.)
Kardinal Volk (Zur Theologie des Herzens. In: Christus alles in allem. Mainz 1975, Seite 22 bzw. 13): „Herz ist die Bezeichnung des ganzen Menschen als Einheit. Herz liegt vor jeder Unterscheidung etwa in Verstand und Wille. . . In der Herz-Jesu- und in der Herz-Marienverehrung hat das Herz als Symbol für Ganzheit, für vorbehaltlose Liebe im religiösen Bereich einen festen Platz erlangt.“
Es sei noch bemerkt: Wir stoßen auf den Begriff „Herz“ bei den Menschen, beim Gottmenschen Jesus Christus und bei Gott (wir könnten noch hinzufügen, daß man auch bei den reinen Geistern, den Engeln und Dämonen, von einem Herzen sprechen dürfte, wenn uns auch diese Sprechweise ganz ungewöhnlich vorkommt): Nicht immer und überall treffen wir auf ein gutes Herz, es gibt auch ein böses Herz bei schlechten Menschen (und sicherlich bei den Dämonen), „Herz“ besagt auch nicht immer und von vornherein „Liebe“, vordergründig tritt beim gerechten Zorn, von dem ein Herz erglühen kann, die Gerechtigkeit (z. B. auch die strafende Gerechtigkeit Gottes) in den Blickpunkt, wenn auch letzten Endes bei Gott, beim Gottmenschen, bei jedem guten Menschen die Liebe das Allbeherrsehende ist. „Die Liebe ist das Band der Vollkommenheit.“
Das Herz bezeichnet am besten das Wesen Gottes
Die modern gewordene Terminologie „Urwort“, „Seinsmitte“, „Personmitte“, Einheit in der Ganzheit“, „Ganzheit in der Einheit“ begegnen uns nicht in der lehramtlichen Vorstellung und Verkündigung dieser beiden Verehrungen; es ist nicht einmal von einem „erweiterten Herzbegriff“ die Rede, wie ihn die Innsbruker Schule (Thomas Lempl, H. Noldin u. a.) aufgrund neuerer exegetiseher Untersuchungen propagierten. Die großen Herz-Jesu-Enzykliken „Annum Sacrum“ (1899), „Miserentissimus Redemptor“ (1928), „Caritate Christi compulsi“ (1932), „Haurietis aquas“ (1956), auch die weniger umfangreichen Schreiben Papst Pauls VI. „Investigabiles Divitias Christi“ (8./9. März 1965) und „Diserti Interpretes“ (27. 5. 1965) erwähnen nicht diese neuere Sicht- und sprechweise, gehen auch nicht auf den Inhalt ein. Aber es findet sich auch kein Wort der Ablehnung oder Kritik. Innere Gegensätzlichkeit ist nicht vorhanden, z. B. berücksichtigt man auch die „Leiblichkeit“ des Herzens in der neueren Darstellungsweise. Die Kirche könnte diese vielleicht zu gegebener Zeit in ihre eigenen Vorstellungen miteinbauen. Bis jetzt beharrt sie jedoch offenbar auf strikter Kontinuität in der Darbietung ihrer traditionellen Auffassung.
Daß das leibliche Herz Jesu, das leibliche Herz Mariä auch gemeint, mitgemeint ist in der kirchlichen HerzJesu- und Herz-Mariä-Verehrung, unterliegt keinem Zweifel. Das geht z. B. aus zwei Anrufungen der HerzJesu-Litanei hervor. „Herz-Jesu, im Schoße der Jungfrau Maria vom Heiligen. Geist gebildet... Herz Jesu, von der Lanze durchbohrt.“ Die Durchsicht der einschlägigen Dokumente bestätigt das. Hiermit jedoch ist noch nicht alles, was „Herz“ besagt, zum Ausdruck gebracht, ist noch nicht die volle Wirklichkeit „Herz“ vorgestellt. Ohne alle Stellen in den Dokumenten anzuführen, die in Betracht kommen, genüge es, darauf hinzuweisen, daß in der Enzyklika „Haurietis aquas“ mehr als zehn Stellen vorkommen, in denen als Gegenstand der Herz-Jesu-Verehrung genannt wird „das leibliche Herz, das Sinnbild, Symbol, Zeichen der Liebe ist“ z. B.,, ... sein Herz ist, mehr als alle übrigen Glieder seines Leibes, ein natürliches Zeichen oder Sinnbild seiner unermeßlichen Liebe zum Menschengeschlecht. Es liegt im Heiligsten Herzen - wie unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens Papst Leo XIII. bemerkte - ein Sinnbild, ja ein ausdrückliches Bild der unermeßlichen Liebe Jesu Christi, das durch sich selbst zur Gegenliebe bewegt.“
Im Herzen wird Gottes Liebe leibhaftig
Hierin liegt der Vollsinn des Herzens Jesu. Was hier vom Herzen Jesu gesagt‚wird, gilt in gleicher Weise vom Herzen Mariä. Im Dekret der Heiligen Ritenkongregation vom 4. Mai 1944, wodurch das Fest vom Reinsten Herzen Mariä für die Gesamtkirche verpflichtend wurde, heißt es:
„Durch diese Andachtsform erweist die Kirche dem Unbefleckten Herzen Mariens die ihm gebührende Ehre. Unter dem Sinnbild dieses Herzens verehrt sie innig vor allem Mariens einzig dastehende Heiligkeit, vor allem ihre hingebende Liebe zu Gott und ihrem Sohn Jesus Christus, wie auch ihre mütterliche Besorgtheit um das Heil der mit dem göttlichen Blut erlösten Menschenseelen.“
Das leibliche Herz ist natürliches (nicht künstliches, durch freie Übereinkunft geschaffenes) Zeichen und Sinnbild der Liebe; denn die Erregungen des Willens und Gemüts, vor allem, wenn sie intensiv sind, machen sich im Herzen durch schnelleres Schlagen und Klopfen bemerkbar, wenn sie auch nicht von ihm hervorgerufen werden (hier ist zu verweisen auf die Funktion des Gehirns und des ganglischen Nervensystems). Aber schon dadurch, daß die Äußerungen der Liebe das leibliche Herz „in Mitleidenschaft ziehen“, zeigt sich eine enge Verbundenheit zwischen beiden.
Es handelt sich dabei um ein sichtbares und unsichtbares Moment (leibliches Herz und Liebe), besser gesagt: um ein Zusammengesetztes, das aus zwei untrennbaren Elementen zu der Einheit eines einzigen Gegenstandes zusammengefügt ist, ähnlich wie Leib und Seele sich zu einer Natur verbinden, oder wie der unsichtbare Gottessohn sich mit der menschlichen Natur Jesu Christi zur Einheit einer Person zusammenschließt; Theologen sprechen hier von der „Inkarnationswirklichkeit“, die sich in manchen Gegebenheiten des Christentums fortsetzt, z. B. in der Struktur der Sakramente, in denen das äußere Zeichen die innere Gnade bewirkt. So überrascht es nicht, daß wir diese „Inkarnationswirklichkeit“ auch in den Herzen Jesu und Mariä vorfinden.
Für uns Menschen, die wir aus Seele und Leib bestehen, die wir geistigsinnhafte Wesen sind, deren Erkennen von den Sinnen her beginnt, bedeutet es einen Gewinn, daß die Liebe im Symbol des leiblichen Herzens aufleuchtet: es ist „der Vorteil der konkreten über die abstrakte Rede“ (A. van Rijen MSC, LTHK V, 1960, 293). Gewiß könnten wir die Liebe des Herrn auch für sich allein betrachten und verehren (wir tun es beständig, wenn wir z. B. die Heilige Schrift auf uns wirken lassen); aber das Herz, in dem die Liebe gleichsam verleiblicht erscheint, macht uns diese anschaulicher, faßlicher und darum auch einprägsamer und dauerhafter. Der Gefahr einer etwaigen einseitigen Spiritualisierung des Kultes der Liebe wird vorgebeugt, einer zu schnellen Verflüchtigung und Auflösung des Inhaltes ein Riegel vorgeschoben. Zudem: Man rühmt dem heutigen Menschen Symbolfreudigkeit nach: Dürfte man dann noch Anstoß nehmen an der Symbolik, die mit der Herz-Jesu- und HerzMariä-Verehrung verbunden ist?
Die Liebe ist eine effektive, nicht einfach eine affektive Angelegenheit
In der Herz-Jesu-Verehrung geht es immer wieder um die Liebe, die im Herzen ihr Symbol besitzt. Von welcher Art ist diese Liebe?
a) Die Herz-Jesu-Verehrung engt unsern Blick nicht einfach ein auf die Gestalt Christi. Er ist auch für sie der Mittler zum Vater, zum dreifaltigen Gott. Letzten Endes ist sie theozentrische, nicht christozentrische Frömmigkeit. Die Enzyklia „Haurietis aquas“ bemüht sich, die Linien, die vom Herzen Jesu zur hlst. Dreifaltigkeit führen, weiter auszuzeichnen.
b) Wird „Liebe Christi“ gesagt, dann ruht unser Blick nicht bloß auf der Liebe, sondern auf allen damit verbundenen Tugenden, m. a. W. auf dem gesamten Innenleben Jesu Christi. „Diese wunderbare Welt von Liebe, Gehorsam, Hingabe, Treue, Bereitschaft und Tat, die er da in seiner gottmenschlichen Seele trug, und die dem Vater und um des Vaters willen auch uns gehört, das ist das Herz Jesu“ (P. Lippert, Von Seele zu Seele, Herder 1930, Seite 205). „Herz Jesu, Abgrund aller Tugenden, erbarme dich unser!“
Eine Frage: Wird nur die menschliche, geschaffene Liebe oder auch die unerschaffene, göttliche Liebe Jesu Christi verehrt? „Haurietis aquas“ nimmt klar Stellung dazu. Sie unterscheidet nicht bloß eine zweifache, sondern sogar eine dreifache, besser gesagt: Dreidimensionale Liebe, d. h. die göttliche Liebe des Gottmensehen und die menschliche Liebe des Gottmenschen, die zweifach ist: die sinnhafte und die geistige Liebe. Der Papst betont stark die Echtheit des Gefühlslebens in Jesus Christus, weil die Kirche - gegenüber allen doketischen Verflüchtigungsversuchen stets an der wahren Menschheit und damit auch an der wahren Leiblichkeit Christi festhielt
NB. Es war Kardinal Ratzingers Anliegen, in seinem Vortrag auf der Herz-Jesu-Tagung in Toulouse 1981 „Das Ostergeheimnis als tiefster Gehalt und Grund der Herz-Jesu-Verehrung“ (In: Entwicklung und Aktualität der Herz-Jesu-Verehrung, Pattloch 1984, Seite 128-144) auf die Anthropologie, die Theologie der Leiblichkeit in der Enzyklia hinzuweisen: „Hier wird ausdrücklich zu einer sinnhaften Frömmigkeit eingeladen, die der Leibhaftigkeit der gottmensehlichen Liebe Jesu entspricht.“
Weiterhin: Es geht um die Liebe Jesu Christi zum Vater und zu den Menschen. In der Herz-Jesu-Verehrung darf die sog. Vertikale, die Liebe Jesu zum Vater, nicht weniger beachtet werden als die Horizontale, d. h. die Liebe Jesu zu uns. „Die Vaterleidenschaft dieser Menschenherzen ist nichts anderes als der menschliche Nachklang der seit Ewigkeit im Schoße des Vaters durch den Geist ausgehauchten Liebes glut“ (Hugo Rahner, Eine Theologie der Verkündigung. Wien 1940, Seite 21). Und ER, dem die Liebeseinheit mit dem Vater Herzensanliegen ist, schenkt sich den Menschen im Golgotaopfer, läßt dies immer wieder gnadenvolle Gegenwart werden auf unseren Altären, sendet uns Seinen Geist, den Heiligen Geist, schenkt uns Seine Mutter als unsere Mutter. Er ist unter uns in der Kirche, die aus seinem durchbohrten Herzen geboren wurde. Er ist bei uns im Heiligen Vater, der nach einem Wort des heiligen Ambrosius „Statthalter der Liebe Christ“ ist. Das ist nicht nur affektive, eine von heiligsten Willens- und Gemütserregungen getragene Liebe, sondern effektive Liebe, die sich bewährt in opferstarker Tat bis zur Hingabe des eigenen Lebens. Diese Liebe, die ehrfurchtsvoller Anbetung würdig ist, die tiefsten Dank und stetigen Lobpreis verdient, wird so oft beleidigt, verkannt und geschmäht von uneinsichtigen, undankbaren Menschen.
Gegenseitige Liebe verbindet und macht gleichgestaltig
Kurz und zusammenfassend gesagt: Liebe erfordert Gegenliebe: Liebe um Liebe, Herz für Herz! Diese Gegenliebe nimmt konkrete Gestalt an
1) im Akt der Weihe, die vertrauensvolle Schutzweihe ist (wer sich vom Herrn geliebt weiß, hat Vertrauen und begibt sich in dessen Obhut und Schutz), aber darüber hinaus ist sie Dienst- und Opferweihe (wer geliebt wird und wiederliebt, stellt sich opferfreudig in den Dienst des geliebten Herrn und Meisters: Er will alles meiden, was dessen Liebe widerspricht, und alles tun, was dieser Liebe entspricht); diese Weihe und Hingabe, auch wenn sie noch so innig ist, bleibt sich der Verpflichtung ehrfurchtsvoller Anbetung, aufrichtigen Dankes und immerwährenden Lobpreises bewußt, ja sie findet ihre Vollendung darin;
2) im Akt der Sühne und Genugtuung für alles, was die Liebe Gottes und des Gottmenschen an Kränkungen und Beleidigungen erfährt;
3) in den Akten der Nachahmung und Nachfolge: Wer geliebt wird und wiederliebt, gestaltet sich nach dem Bilde dessen, den er liebt, wird ihm ähnlich nach bestem Können.
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Zwei Herzen, die uns betreffen - Jesus und Maria – 2. Teil
Von Dr. phil., Dr. thel., Magister der Theologie
Quelle: Vox Fidei – Stimme des Glaubens (Firma erloschen) Nr. 23-24/1991 – Seite 8-11
Mit freundlicher Genehmigung: Pater Hans Pittruff MSC, schriftlich mit Unterschrift vom 15. August 2012
Matthias Joseph Scheeben, der bedeutendste deutsche Theologe und Mariologe des vergangenen Jahrhunderts (1835-1888) schrieb im „Handbuch der katholischen Dogmatik“ (Herder Neuausgabe 1954) Nr. 1845: „Wie in neuerer Zeit die Andacht zur heiligen Menschheit Christi in der Andacht zu seinem Heiligsten Herzens konzentriert und dadurch vertieft, belebt und verklärt worden ist, so hat sich in ähnlicher Weise mit kirchlicher Autorisation und Approbation die Andacht zum reinsten Herzen Mariens ausgebildet. Beide Andachten haben einen tiefen theologischen Grund, und ihr spezieller Gegenstand ist geradezu der Brennpunkt, in welchem sich die ganze Fülle und Größe der katholischen Idee von der menschlichen Natur Christi und der Person Mariens sammelt und von welcher aus sich dieselbe nach allen Seiten ins hellste Licht setzen läßt.
Weil die tiefen dogmatischen Gründe, welche die Andacht zu dem Heiligen Herzen Jesu und zu dem reinsten Herzen Mariens bestimmen, beide Herzen in innigster organischer Verbindung darstellen, so rechtfertigen sie es auch, beide als Gegenstand der Andacht miteinander zu verbinden und daher nebeneinander abzubilden.“
Matthias Joseph Scheeben spricht von der kirchlichen Autorisation der Verehrung des Herzens Mariä. Es sei hier daran erinnert: Der heilige Johannes Eudes (1601-1680) hatte 1668 unter Gutheißung des Kardinallegaten L. de Vendöme die liturgische Feier des Herz-Mariä-Festes in die Kirche eingeführt, vier Jahre später auch die liturgische Feier des Herz-Jesu-Festes (drei Jahre vor der ersten großen Herz-Jesu-Erscheinung, deren die heiligen Margareta Maria Alacoque in Paray-le-Monial gewürdigt wurde). Unermüdlich setzte sich Johannes Eudes für die Verbreitung der beiden Andachten ein, so daß er in der Heiligsprechungsbulle 1925 mit Recht von Papst Pius XI. „Vater, Lehrer und Apostel der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu und des unbefleckten Herzens Mariä“ genannt werden konnte. Nachdem schon 1856 das Fest des Herzens Jesu auf die ganze Kirche ausgedehnt worden war, wurde die Ge-dächtnisfeier des Herzens Mariens erst 1944 für die Gesamtkirche angeordnet. Doch zuvor war die Gottesmutter überraschend in Fatima erschienen und hatte zu Buße und Umkehr, zum Rosenkranzgebet und zur Weihe an ihr unbeflecktes Herz aufgerufen. Paul Claudel, der weltbekannte französische Dichter, sprach von einem „unerhörten Einbruch der anderen Welt in die unsrige.“ Papst Pius XII. weihte auf der Höhe des Zweiten Weltkrieges, am 30. Oktober 1942, die Welt dem Herzen Mariä, wiederholte diese Weihe am 8. Dezember in Sankt. Peter. Papst Paul VI. erneuerte sie während des Zweiten Vatikanischen Konzils in Santa Maria Maggiore am 21. November 1964, Papst Johannes Paul II. tat dasselbe am 13. Mai 1982 in Fatima, als er der Gottesmutter dankte für seine glückliche Errettung aus dem Attentat, das ein Jahr zuvor auf ihn verübt worden war.
Die Päpste unterließen es nicht, bei diesen und anderen Anlässen Sinn und Gehalt der Herz-Mariä-Verehrung darzulegen und empfehlend darauf hinzuweisen. Das Dekret der Ritenkongregation vom 4. 5. 1944 wurde schon angeführt. Papst Paul VI. veröffentlichte am 13. 5. 1967, dem 50. Jahrestag der ersten Erscheinung in Fatima, das Apostolische Schreiben „Signum Magnum“ (man beachte besonders den Schluß Nr. 24/25). Papst Johannes Paul II. spricht am 9. Abschnitt der Enzyklika „Dives in Misericordia“ von der Mutter des Erbarmens‚ vom Herzensopfer der Mutter Jesu, vom „einzigartigen Taktgefühl ihres Herzens.“ Seine Gebete und Ansprachen bei der Dankwallfahrt nach Fatima finden sich im Osservatore Romano vom 14. 5. 1982 und im „Bote von Fatima“ Nr. 6/1982.
Das Herz Gottes ist anbetungswürdig, das Herz Mariens ist mit Gott verbunden und führt zu Gott
Matthias Joseph Scheeben (siehe oben) hat recht: beide Herzen stehen in innigster organischer Verbindung miteinander. Das heißt aber nicht: Beide sind einander völlig gleich. Sie weisen Verschiedenheiten auf und stehen nur in Analogie zueinander.
Das leibliche Herz, das zum Vollbegriff des Herzens Jesu gehört, steht als integrierender Bestandteil des Leibes in hypostatischer Union mit der Person Christi, ist also anbetungswürdig. Und die dreidimensionale Liebe, die durch das leibliche Herz versinnbildet wird, was ist mit ihr? Die göttliche Liebe, das versteht sich von selbst, ist anbetungswürdig (alle Eigenschaften Gottes sind mit seinem Wesen identisch). Die zweifache menschliche Liebe Christi ist als wesenzugehörig zur menschlichen Seele Christi auch mit der göttlichen Person hypostatisch vereint und göttlicher Ehre würdig. Mariens Herz aber ist ein rein geschöpfliches Herz, sowohl in seiner Leiblichkeit wie auch in seiner „Sinnbildlichkeit.“ Das hat auch seine Auswirkungen auf Weihe und Sühne, die dem Herzen Mariens dargebracht werden von unserer Seite. Karl Rahner sagt (Geist und Leben 1948, Seite.418): „Wenn wir uns einem himmlischen Menschen weihen, so geht die Bewegung unseres Herzens ja nicht zu ihm, sondern sie geht gleichsam durch ihn hindurch, um mit der ewig gewordenen Bewegung seines Herzens sich weiter- und hinaufzuschwingen in Gott hinein. Das gilt vor allem bei der Weihe an die Seligste Jungfrau und an ihr „Herz“ (das heißt, den Inbegriff ihrer Ewigkeit gewordenen Gottesliebe, das Symbol der innigen Ganzheit ihrer Liebe zum ewigen Gott). Wenn wir uns ihr weihen, verbinden wir uns mit derjenigen, die von allen Geschöpfen die lauterste und innigste Liebe zu Gott trägt, und wir werden hineingezogen in die ewige Liebesbewegung ihres Herzens.“
Ähnlich gilt von der Maria und ihrem Herzen dargebrachten Sühne (an den Herz-Mariä-Samstagen): Letztlich geht sie hin zu Christi Herz. Gewiß, Maria ist Geschöpf, sie hat kein göttliches Herz. Aber sie ist Mutter, wirkliche Mutter des Herrn, unseres Gottes. Da ist und bleibt es wahr: „Ihr leibliches Herz war nicht nur die strömende Quelle, die den Körper Mariens aufgebaut und soviel Jahre erhalten hat, sondern auch der Lebensbrunnen für das göttliche Kind, solange es im Schoße seiner Mutter ruhte. Dieser Tatbestand ist der christlichen Frömmigkeit, der die Erlösungsgeheimnisse so verehrenswert sind, nicht entgangen... Noch zwei kurze Hinweise: Das Herz Mariens ist nach ihrem Heimgang nicht der Verwesung anheimgefallen, sondern als Teil ihres jungfräulichen Leibes der Verklärung teilhaftig geworden. Wenn wir das leibliche Herz verehren, ist unser geistiger Blick auf das verklärte Herz gerichtet. Sodann: Wann immer vom Herzen Mariens die Rede ist, ist auch das leibliche Herz irgendwie mit-gemeint“ (Andreas M. Back CMF, Herz-MarienVerehrung, Leutesdorf 1976, Seite 14/15).
Maria ist uns allen eine wahre Mutter
Ohne Zweifel: Maria ist Geschöpf Gottes, und sie will es sein: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ (Lk 1, 38): Aber sie ist ein einzigartiges, von Ihm hochbegnadetes Geschöpf, sie ist seine große Liebe; negotium saeculorum, nennen Theologen sie: „Liebste Beschäftigung seiner Gedanken von Ewigkeit her.“ Er hat sie auserwählt zur Messiasmutter, zur Gottesmutter, mit allen Gaben und Gnaden sie ausgestattet: ohne Erbsünde, im Glanze der Gnade trat sie in’s Dasein, bewahrte ihre Seele vor jedem Makel einer persönlichen Sünde. Sie war jungfräulich, bräutliche Mutter des Herrn: Und was besagen Jungfräulichkeit, Brautschaft anderes als „sieh hineingebende, sieh versehenkende Liebe, ein volles Ja zum Herrn?!“ Sie ist „die hörende und gläubige, die betende und opfernde Jungfrau-Mutter“, wie Papst Paul VI. sie bezeichnet in seinem Apostolischen Rundschreiben „Cultus Marialis“ (2.2. 1974, Nr. 17-20). Ihr ganzes Lehen ist liebende Verwirklichung ihres „Ecce ancilla Domini“, das sie bei der Botschaft des Engels in Nazareth sprach, das sie immer wiederholte; am schwersten ist es ihr geworden unter dem Kreuze, am leichtesten bei ihrem Heimgang zu Gott, hei der Vollendung ihres irdischen Lebens.
Sie ist Mutter der Kirche, unsere Mutter, ja Mutter aller Menschen, Gefährtin ihres Sohnes beim Werk der Erlösung, seine Gehilfin noch jetzt bei der Verwaltung der Gnadenschätze des Kreuzesopfers, bei der Austeilung der Gnaden (aller Gnaden) vom Himmel her. Wahrhaftig: Er, der dreifaltige Gott, ihr Sohn Jesus Christus ist ihre große Liebe, aber auch wir sind ihre große Liebe. Sie hat ein Herz für Gott, aber auch ein Herz für uns Menschen.
Das alles bedenken wir, betrachten wir, wenn wir Maria sagen, wenn wir „Herz Mariä“ sagen. Wer kann genug sie preisen? „De Maria numquam satis“, Der heilige Bernhard hat recht: „Von Maria nie genug.“ „Da amantem et sentit, quod dico“, „Gib mir einen Liebenden, und er versteht, was ich sage“ (Heiliger Augustinus).
Ich komme zum Schluß. Ich weiß, daß nicht alle gerne vom Herzen Jesu und vom Herzen Mariä sprechen; einigen ist es sogar ein Ärgernis. Dazu wäre noch manches zu sagen, aber es geht jetzt nicht mehr. Doch hören wir auf den Heiligen Vater Papst Johannes Paul II., der sich in Fatima an die Gottesmutter wandte mit den Worten:
„Mutter der Menschen und Völker, die du alle ihre Leiden und Hoffnungen kennst und mit mütterlichem Herzen in allen Kämpfen zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis Anteil nimmst, die unsere heutige Welt erschüttern, höre auf unser Rufen, das wir unter dem Antrieb des Heiligen Geistes unmittelbar an dein Herz richten, und umfange mit deiner mütterlichen Liebe diese unsere Welt, die wir dir anvertrauen und weihen...“
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Die heilige Margarita Maria Alacoque ( + 17. Oktober 1697)
Aus dem Leben der mystischen Seherin des göttlichen Herzens Jesu und der Sendbotin für dessen Verehrung ist rein äußerlich wenig zu berichten, 302) viel aber aus ihrer innigen Beziehung zum heiligsten Altarssakrament, so daß sie mit vollem Recht unter die eucharistischen Heiligen eingereiht gehört.
Geboren wurde Margarita Maria Alacoque am 22. Juli 1647 in Lautecour (Diözese Autun, Burgund, Frankreich) als fünftes von fünf Kindern des Notars Claude Alacoque und seiner Gemahlin Philiberta Lamyn.
Der Vater starb, als Margarita Maria Alacoque erst acht Jahre alt war. Da trennte sich die Mutter von einigen Kindern und schickte auch die kleine Tochter zur Erziehung in das Kloster der Clarissinnen in Charolles. Dort empfing Margarita Maria Alacoque mit neun Jahren die erste heilige Kommunion aber mit vier Jahren hatte sei bereits das Gelübde der Keuschheit abgelegt, ohne zu verstehen, worum es dabei ging. 303)
Über die Auswirkung ihrer Erstkommunion schreibt die Heilige in ihren autobiographischen Notizen: „Seit dieser Kommunion waren mir all die kleinen Freuden und Vergnügungen vergällt. Ich konnte dabei nicht mehr froh werden, obgleich ich sie ungestüm suchte. Doch wenn ich mich mit meinen Gefährtinnen vergnügen wollte, fühlte ich mich immer gedrängt, mich in einen Winkel zurückzuziehen, und ich fand keine Ruhe, bis ich der inneren Stimme folgte. Sie veranlaßte mich, auf den Knien zu beten.“
Eine schwere Krankheit, die vier Jahre lang dauerte, war der Grund, warum Margarita Maria Alacoque schließlich wieder zu ihrer Mutter zurückgebracht wurde. Sehr früh erwachte in ihr der ganz starke Wunsch, sich Gott im Ordensstand zu weihen. Sie mußte damit aber bis zu ihrem 24. Lebensjahr warten. Dabei landete sie dann nicht, wie es Verwandte gewünscht hatten, bei den Ursulinen, sondern in der vom heiligen Franz von Sales und der heiligen Johanna Franziska von Chantal gegründeten Kongregation der Heimsuchung im Kloster zu Paray-le-Monial.
Bald schon begannen dort ihr mystischen Schauungen und zwar fast immer im Anschluß an die empfangene heilige Kommunion oder während ihrer Anbetung des Allerheiligsten. Zu den mystischen Begnadigungen kamen viele Krankheiten, seelische Leiden und Verkennungen. Äußerlich tat sich sonst nicht mehr viel in diesem verborgenen Ordensleben. Im Jahre 1684 wurde Margarita Maria Alacoque Assistentin der Oberin des Hauses, 1685 Novizenmeisterin. Am 17. Oktober 1690 starb sie im Alter von 43 Jahren.
Was nun aber besonders erwähnt gehört, ist die ganz große, ehrfürchtige Liebe zum eucharistischen Heiland, wovon dieses Leben angefüllt war. Da begann schon vor dem Ordenseinttritt, als sie von ihren Verwandten ganz arg unter Druck gesetzt, ja förmlich gequält wurde. Dazu bemerkt die Heilige: „Von da an wandte ich meine ganze Liebe dem heiligsten Altarssakrament zu; dort allein suchte ich Freude und Trost. (Seite 20) In dieser Zeit wuchs auch immer stärker das Verlangen in ihr, sich dem Gebet widmen zu können, obgleich sie nicht recht wußte, worum es denn dabei eigentlich geht. „Ich wandte mich also an meinen höchsten Herrn. Er lehrte mich, wie ich beten sollte. Das war mir für das ganze weitere Leben nützlich. Ich sollte demütig vor Ihm knien, Ihn um Verzeihung bitten für alles, wodurch ich Ihn beleidigt habe hatte, Ihn anbeten und Ihm sodann meine Gebet aufopfern, ohne auch zu wissen, wie ich es anstellen sollte. Sodann zeigte Er sich mir in dem Geheimnis, von dem Er wollte, daß ich es betrachte; und Er beschäftigte meinen Geist so sehr und hielt meine Seele und alle meine Fähigkeiten gänzlich in Ihn versenkt, so daß keinerlei Zerstreuungen aufkommen konnten; mein Herz fühlte sich verzehrt von dem Verlangen, Ihn zu lieben. Daraus erwuchs in mir eine unstillbare Sehnsucht nach der heiligen Kommunion und nach Leiden.“ (Seite 24)
„In der Kirche konnte ich es von da an nicht mehr über mich bringen, rückwärts zu bleiben; und trotz der Beschämung, die ich empfand, konnte ich es nicht lassen, so nahe als möglich zum Tabernakel vorzugehen.“ (Seite 25)
„Wenn ich mich nicht irre, war es einmal nach der heiligen Kommunion, als mein göttlicher Meister mir zeigte, daß Er der schönste, der reichste, der mächtigste, der vollkommenste und vollendetste aller Liebenden ist; und Er fragte mich, wie ich nur daran denken könne, einen anderen (Liebhaber) zu nehmen, da ich Ihm doch seit so vielen Jahren schon versprochen sei. Da ich mich also zum Ordensleben entschlossen hatte, verlangte der göttliche Bräutigam meiner Seele, aus Besorgnis, ich könnte Ihm noch entgleiten, ich solle einwilligen, daß Er sich ganz meiner Freiheit bemächtigte und mein Gebieter sei. Ich willigte ein, ohne Schwierigkeiten zu machen!
Warum wollte Margarita Maria Alacoque unbedingt in’s Kloster gehen? Sie gibt folgende Antwort: „Die größte Freude bereitete mir der Gedanke, ich würde dann oft kommunizieren können, wenn ich die Welt verließe; denn man wollte es mir nur selten gestatten, und ich glaubte, ich würde das glücklichste Wesen der Welt sein, wenn ich es oft tun dürfte und die Nächte vor dem heiligsten Sakrament verbringen könnte; dort fühlte ich mich so sicher, daß ich, die ich sonst äußerst furchtsam war, alle Angst vergaß, wenn ich an diesem Ort meiner höchsten Wonne war.“ (Seite 40)
Kaum war Margarita Maria Alacoque im Kloster zu Paray-le-Monial gelandet, tauchte in ihrem Verhältnis zur Heiligen Eucharistie ganz stark auch schon der Gedanke der Sühne auf, der sie nicht mehr verlassen und der in den Offenbarungen über die Herz-Jesu-Verehrung dann eine ganz große Rolle spielen sollte. So schreibt sie: „Am Allerseelentag 1672 begab ich mich vor das heiligste Sakrament, um Abbitte zu leisten für den Mißbrauch der Gnaden, dessen ich mich bei seinem Empfang und beim Gebet schuldig gemacht hatte. Ich opferte mich dem Willen des Herrn auf und bat Ihn, das Brandopfer, das ich Ihm darbringen wollte, anzunehmen und mit dem Seinigen zu vereinen, worauf Er mir antwortete: „Bedenke, daß du dich einem gekreuzigten Gott vermählen willst; du mußt dich deshalb Ihm gleichförmig mache und allen Freuden des Lebens entsagen; es darf für dich keine Freuden mehr geben als solche, die mit dem Kreuz gezeichnet sind.“ Er versprach, mich nie zu verlassen: „Sei immer bereit, Mich zu empfangen, denn von nun an will Ich Wohnung in dir nehmen!“ (Seiten 61, 64)
Margarita Maria Alacoque aber mußte sich, um ihre Sühnebereitschaft vollständig zu machen, dem Herrn, den sie in der heiligen Kommunion empfing, vollständig ausliefern und übergeben: „Nach der heiligen Kommunion forderte Er mich einmal auf, Ihm das Opfer meiner Freiheit und meines ganzen Seins noch einmal zu bringen. Das tat ich von Herzen gern; doch fügte ich hinzu: „Vorausgesetzt, mein hoher Meister, daß Du niemals etwas Außergewöhnliches an mir zutagetreten läßt, außer Dingen, die mir noch mehr Demütigungen und Erniedrigungen vor den Geschöpfen einbringen und mich in ihren Augen ganz vernichten. Denn, ach, mein Gott, ich weiß um meine Schwäche, ich fürchte, Dich zu verraten, und ich habe Angst, Deine Gaben seien nicht sicher bei mir!“ Er aber erwiderte: „Fürchte nichts, Ich werde Vorsorge treffen; Ich selbst werde dein Wächter sein und dich unfähig machen, Mir zu widerstehen!“ (Seite 68)
Margarita Maria Alacoque sollte - so war es der Wunsch des Herrn - zusammen mit Ihm ein Sühnopfer sein: „Jesus sagte, Er habe mich dazu bestimmt, Ihm in seinen Zustand als Hostie und Schlachtopfer im allerheiligsten Altarssakrament eine ständige Huldigung darzubringen. Ich sollte Ihm in der gleichen Eigenschaft dauernd mein ganzes Sein hinopfern durch die Liebe der Anbetung und der Vernichtung, durch die Gleichförmigkeit mit dem Leben des Todes, das Er in der heiligsten Eucharistie besitzt, indem ich mein Gelübde nach diesem heiligen Vorbild erfülle, welches so gänzlich von allem entblößt ist, daß es von seinen Geschöpfen annehmen muß, was sie Ihm geben und zurückerstatten wollen. Gibt es denn einen größeren Gehorsam als den, welchen mein Jesus in der heiligsten Eucharistie leistet, wo Er im selben Augenblick gegenwärtig wird, in welchem die sakramentalen Worte (der Wandlung) ausge-sprochen werden, mag der (zelebrierende) Priester gut oder schlecht sein und welchen Gebrauch auch immer (von seiner Wandlungsgewalt) machen wollen? Und Jesus erträgt es (in der Heiligen Eucharistie), in Herzen einzugehen, die von der Sünde verunreinigt sind, vor der Er doch so großen Abscheu hat. So will ich denn (in Angleichung an Ihn) gehorchen bis zum letzten Atemzug, um den Gehorsam Jesu in der heiligen Hostie zu ehren, deren Weiße mich lehrt, daß man ein reines, fleckenloses Schlachtopfer sein muß, um Ihn rein zu besitzen, damit Ihm unser Leib, unser Herz, unsere Absichten und Neigungen ganz rein hingeopfert werden können und um in Ihn umgewandelt zu werden. Dazu muß ich ein Leben der Liebe und Entsagung führen, voll Freude darüber, vergessen und verachtet zu sein, um so die Verachtung zu sühnen, die meinem Jesus in der heiligen Hostie angetan wird.“ (Seite 176)
Mehrmals spricht die heilige Margarita Maria Alacoque von ihrer ganz großen Sehnsucht, sich oft mit Christus in der heiligen Kommunion vereinen zu können: „Ich empfand so großen Hunger, Ihn zu empfangen, daß ich nicht wußte, was ich tun sollte; nur meine Augen konnten Ihn durch einen Tränenschleier aufnehmen, doch das vermehrte noch meine Marter, die mir durch Ihn, dem meine Sehnsucht galt, erst recht zum Bewußtsein gebracht wurde. Es ging mir wie den Armen Seelen im Fegefeuer, die unter der Trennung vom höchsten Gut leiden; denn trotz des glühenden Wunsches, der mich verzehrte, zeigte mir mein göttlicher Meister, wie unwürdig ich bin, Ihm in meinem Herzen eine Wohnung anzubieten. Das war mir keine geringere Qual als jene, die mich dazu drängte, mich Ihm zu nahen.“ (Seite 114)
Hören wir noch weitere ergreifende Äußerungen der Heiligen über ihre glühende Sehnsucht nach Vereinigung mit Christus in der heiligen Kommunion: „Es wäre mir eine große Freude gewesen, wenn ich hätte oft kommunizieren dürfen. Als ich es einmal inbrünstig wünschte, erschien mir mein göttlicher Meister - ich war gerade mit Kehricht beladen - und sagte zu mir: „Meine Tochter, ich habe dein Seufzen vernommen; und die Sehnsucht deines Herzens freut mich so sehr, daß Ich, wenn ich mein göttliches Sakrament nicht eingesetzt hätte, es aus Liebe zu dir einsetzen würde, um die Freude zu haben, in deiner Seele zu wohnen und den Frieden der Liebe in deinem Herzen zu finden!“ Diese Worte durchdrangen mich solcher Glut, daß meine Seele ganz außer sich war und keinen anderen Ausdruck fand als die Worte: „O Liebe, o Übermaß der Liebe eines Gottes gegen ein elendes Geschöpf!“ Und mein ganzes Leben lang wirkten diese Worte als mächtiger Antrieb zur Dankbarkeit für diese reine Liebe.“ (Seite 162)
Am Karfreitag, 28.März 1687, erlebte die Heilige in ihrer glühenden Sehnsucht nach der heiligen Kommunion - an einem Karfreitag war diese ja damals unmöglich - eine ganz ähnliche Äußerung ihres göttlichen Meisters; sie schreibt darüber in einem Brief an Mutter Marie Francoise de Saumeise: „Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen über die Gnade zu berichten, die ich an einem Karfreitag empfing. Ich empfand glühende Sehnsucht, den Herrn zu empfangen und sagte unter einem Strom von Tränen zu Ihm: „Liebster Jesus, ich will mich verzehren in der Sehnsucht nach Dir, und wenngleich ich Dich in diesen Kartagen nicht empfangen kann, so höre ich doch nicht auf, mich nach Dir zu sehnen!“ Da töstete Er mich mit seiner süßen Gegenwart und sagte: „Meine Tochter, deine Sehnsucht hat mein Herz so sehr ergriffen, daß Ich, wenn Ich das Sakrament meiner Liebe nicht eingesetzt hätte, es jetzt tun würde, um deine Nahrung zu werden. Es ist mir eine große Freude, wenn sich eine Seele danach sehnt, so daß ich jedesmal, so oft sie einen Akt sehnsüchtigen Verlangens erweckt, liebevoll anschaue, um sie an Mich zu ziehen.“ Dieses Bild prägte sich mir so tief ein, daß es mir eine große Pein war, meinen Jesus in diesem erhabenen Sakrament so wenig ersehnt zu wissen. Besonders wenn man mit Kälte und Gleichgültigkeit davon sprach, bereitete es mir eine unerträgliche Qual.“ (Seite 199)
„Als mich eines Tages wieder die Sehnsucht quälte, den Heiland zu empfangen, sagte ich zu Ihm: „Lehre mich, was Du willst, daß ich es Dir sage!“ „Nichts als Worte: Mein Gott, mein einziges Gut, mein Alles! Diese Worte werden dich vor allen Versuchungen bewahren und alle deine Handlungen ergänzen und dir als Vorbereitung bei deinen Akten dienen.“ (Seite 166)
Bei solcher Sehnsucht nach der heiligen Kommunion kann man leicht verstehen, daß der heiligen Margarita Maria Alacoque ein ihr wegen eines scheinbaren Ungehorsams in einer unbedeutenden Angelegenheit auferlegtes Kommunionverbot furchtbar schmerzlich war: „Meine Oberin behandelte mich einmal ohne Nachsicht, so wie der Herr es ihr eingab, denn sie entzog mir die heilige Kommunion. Das war die härteste Strafe, die mich in diesem Leben treffen konnte; tausendmal lieber wäre es mir gewesen, wenn man mich zum Tod verurteilt hätte.“ (Seite 156)
Umgekehrt betonte die Heilige: „Die größten Gnaden empfing ich von der Güte des Herrn bei der heiligen Kommunion in der Nacht, besonders in der von Donnerstag auf Freitag.“ (Seite 125)
Der Herr selbst lud sie ja zur häufigen Kommunion ein, wie die Heilige aus den Jahresexerzitien von 1678 meldet: „Ich will berichten, was mein höchster Herr mir während der Exerzitien im Jahre 1678 eingab: „Als ich mich beklagte, Er überhäufe mich mit so vielen Tröstungen, daß ich mich unfähig fühle, sie zu ertragen, sagte Er, sie seien mir gegeben, um mich für künftige Leiden zu stärken. „Trink und iß“, so sagte er, „an der Tafel meiner Wonnen, um dich zu erfrischen, damit du in der Kraft dieses Brotes mutig vorwärtsschreitest, denn du hast noch einen langen, beschwerlichen und harten Weg zurückzulegen, auf dem du es oft nötig haben wirst, in Meinem heiligsten Herzen Atem zu schöpfen und Ruhe zu suchen; es wird dir immer offenstehen, solange du auf diesem Weg wandelst. Ich will, daß mir dein Herz eine Zufluchtstätte sei, in die Ich Mich zurückziehen kann, um Mich zu erfreuen, wenn die Sünder mich verfolgen und zurückstoßen. Wenn Ich dir zeigen werde, daß die göttliche Gerechtigkeit gegen sie erzürnt ist, sollst du kommen und mich in der heiligen Kommunion empfangen; und wenn du Mich auf dem Thron deines Herzens erhoben hast, sollst du Mich anbeten und zu Meinen Füßen hingestreckt sein. Opfere Mich Meinem ewigen Vater auf, wie Ich es dich lehrte, um seinen gerechten Zorn zu besänftigen und seine Barmherzigkeit zu bewegen ihnen zu vergeben.“ (Seite 140)
Margarita Maria Alacoque wurde schließlich zu einer „Schenkung aller ihrer geistlichen Güter an Jesus“ veranlaßt. Darüber schrieb sie dann: „Nachdem diese Schenkungsurkunde abgefaßt war, schrieb ich sie auf mein Herz, wie mein göttlicher Meister es wollte, und ich schreibe sie auch hier nieder: Schwester Margarita Maria, Jüngerin des anbetungswürdigen göttlichen Herzens Jesu, der mich, als Er sich mir in der heiligen Kommunion geschenkt hatte, in diesem anbetungswürdigen Herzen lesen ließ, was für mich niedergeschrieben war: „Ich setze dich zur Erbin meines Herzens und aller seiner Schätze ein für Zeit und Ewigkeit; und Ich gestatte dir, nach deinen Wünschen darüber zu verfügen; und Ich verspreche dir, daß es dir niemals an Hilfe fehlen wird, solange es Meinem herzen nicht an Macht gebricht. Du wirst im-mer seine vielgeliebte Jüngerin sein, das Spielzeug seines Wohlgefallens, das Brandopfer seiner Wünsche. Es allein soll die Freude deiner Wünsche sein!“ (Seite 144/5)
Die heilige Margarita Maria Alacoque war dem Heiland aber auch unsagbar dankbar für die ihr gewährte Vereinigung mit Ihm in der heiligen Kommunion. Darum schrieb sie: „In der Gesinnung der Liebe, der Dankbarkeit und der Danksagung sprach ich inmitten der Wonnen des Kreuzes: „Was kann ich dem Herrn vergelten für alles, was Er mir getan? O mein Gott, wie groß ist doch Deine Güte gegen mich, da Du mich an dem Tisch der Heiligen speisest, mit demselben Fleisch, mit dem Du sie stärktest, indem Du mich überreich mit den köstlichlichsten Gerichten deiner bevorzugtesten und treuesten Freunde nährst, mich, die ich eine unwürdige und elende Sünderin bin! Du weißt auch gut, daß ich ohne das allerheiligste Sakrament und ohne das Kreuz nicht leben könnte und nicht fähig wäre, die lange Dauer meiner Verbannung in diesem Tränental zu ertragen.“ (Seite 148)
Immer wieder zog es die heilige Margarita Maria Alacoque zum Tabernakel hin, um dort den eucharistischen Heiland anzubeten: „Am glücklichsten bin ich, wenn ich mich vor dem allerheiligsten Altarssakrament befinde; dort ist mein Herz daheim. Ich sage zu Ihm: „O Jesus, meine Liebe, nimm alles, was ich habe, und alles was ich bin, und verfüge über mich ganz nach Deinem göttlichen Wohlgefallen, denn alles, was ich habe, gehört ja ohne Vorbehalt Dir. Wandle mich um in Dich, damit ich nicht mehr die Fähigkeit habe, mich auch nur einen Augenblick lang von Dir zu trennen, und damit ich nicht tue außer dem, wozu Deine reine Liebe mich drängt!“ (Seite 110)
Wenn ich vor dem Allerheiligsten weilte und mich der Gegenwart und der Liebkosungen meines Vielgeliebten erfreute, verließ ich Ihn dennoch aber ohne Zögern, sobald der Gehorsam es gebot. „Es kommt ja nicht darauf an, womit Du mich beschäftigst, sagte ich zum Heiland, alle Zeit gehört ja Dir und nicht mir.“ An Dir ist es, sie mich so verwenden zu lassen, wie es Deinen Wünschen entspricht. Doch mein Herz beliebt in Deiner Gegenwart vor dem Allerheiligsten zurück, wenn ich weggehe, um meinen Willen dem Deinen zu opfern. Ja, mein Geliebter, es bleibt bei Dir wie eine brennende Lampe, die sich verzehrt, indem sie Dich ehrt. Ich bitte die liebeglühenden Seraphim, meinem Gott das heilige Feuer aufzuopfern, von dem sie entflammt sind, zum Ersatz für meine geringe Liebe und die aller Geschöpfe!“ (Seite 117)
Wie beseligend sich die Gebetsstunden vor dem Allerheiligsten für Margarita Maria Alacoque auswirkten, soll der folgende Bericht zeigen, den sie in ihren selbstbiographischen Notizen gegeben hat: „Als ich einmal am Fest Christi Himmelfahrt in den Chor ging, um den Tag zu ehren, an dem der Heiland in den Himmel aufgefahren ist, fühlte ich mich vor dem Allerheiligsten in eine große Seelenruhe versenkt, aus der alsbald strahlendes Licht hervorging, das meinen geliebten Jesus umschloß. Er nahte sich mir mit den Worten: „Meine Tochter, Ich habe deine Seele dazu erwählt, Mir ein Himmel der Ruhe auf Erden zu sein; und dein Herz soll ein Thron Meiner Wonnen und Meiner göttlichen Liebe sein!“ Sodann war alles still in mei-nem Innern und trotzdem fürchtete ich, die Ruhe meines Erlösers zu stören. In der heiligen Vertraulichkeit, zu der Er mich drängte, sagte ich von Zeit zu Zeit: „Mein Gott, über allen Liebeserweisen vergesse ich nicht die Beleidigungen, die ich Dir zugefügt habe und vergesse nicht, daß Du alles bist und ich nichts!“ (Seite 157)
Immer während der Anbetung des heiligsten Altarssakramentes war es dann auch im Zeitraum vom Dezember 1673 bis Mitte Juni 1675, daß Jesus Christus wiederholt der heiligen Margarita Maria Alacoque erschien und ihr von Mal zu Mal deutlicher sein Herz und dessen Wünsche offenbarte. Die wichtigsten Erscheinungen, die sich auf die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu bezogen, hatte die Heilige in der Kapelle hinter dem Chorgitter, während sie vor dem heiligsten Altarssakrament Anbetung hielt.
Von der Erscheinung am 27. Dezember 1673 berichtet Margarita Maria Alacoque so: „Als ich einmal vor dem Allerheiligste betet und ein wenig mehr Muße fand als sonst - gewöhnlich ließen mir die Beschäftigungen, die man mir auftrug, nicht viel Zeit, wurde ich ganz in die göttliche Gegenwart Jesu eingehüllt, und zwar so sehr, daß ich Ort und Zeit volkommen vergaß. Ich überließ mich diesem göttlichen Geist und übergab mein Herz der Macht seiner Liebe. Lange Zeit ließ er mich an seiner Brust ruhen und entdeckte mir die Wunder seiner Liebe und die unaussprechlichen Geheimnisse seines Heiligsten Herzens, die Er mir bis dahin verborgen hatte und nun zum ersten Mal vor mir öffnete. Er tat dies in einer so wirksamen und fühlbaren Weise, daß er mir keine Möglichkeit ließ, an den Wirkungen dieser Gnade in mir zu zweifeln. Er sagte zu mir: „Mein göttliches Herz brennt so vor Liebe zu den Menschen und besonders zu dir, daß es die Flammen dieses Feuers nicht mehr in sich verschließen kann. Es muß sie deshalb durch dich ausbreiten, es muß sich offenbaren, um die Menschen mit den kostbaren Schätzen zu bereichern, die Ich dir enthülle. Sie bergen die Gnaden, die ihnen zum Heile dienen und sie vom Abgrund des Verderbens zurückreißen.“ Dann forderte er mein Herz von mir. Ich bat ihn inständig, es zu nehmen. Er nahm es und versenkte es in das Seine. Dort sah ich es wie ein winziges Stäubchen, das sich in dieser brennenden Glut verzehrte.“ (Seite 75-76)
„Einmal, als wieder das Allerheiligste ausgesetzt war und ich mich durch eine außerordentliche Sammlung aller meiner Sinne und Kräfte ganz in mein Inneres zurückgezogen fühlte, erschien mir Jesus Christus, mein geliebter Meister, im Glanz seiner Verherrlichung mit seinen fünf Wundmalen, die wie fünf Sonnen leuchteten. Überall drangen aus dieser seiner heiligen Menschheit Flammen hervor, besonders aus seiner anbetungswürdigen Brust, die einem Glutmeer glich. Er zeiget mir sein liebevolles und liebenswerte Herz, das der Quell dieser Flammen war. Darauf erschloß Er mir die unaussprechlichen Wunder seiner reinen Liebe und das Übermaß dieser Liebe zu den Menschen, von denen er nichts als Undank und Verkennung erfährt: „Das trifft Mich viel schmerzlicher“, sagte Er, „als alles, was ich in Meiner Passion erduldete. Wenn sie Meine Liebe auch nur ein wenig erwiderten, so würde Ich alles, was Ich für sie tat, geringachten und noch mehr tun, wenn dies möglich wäre. Doch sie haben nichts als Kälte und Abweisung für all Meinen Eifer, ihnen Gutes zu tun. Mach’ deshalb du Mir die Freude, für ihre Undankbarkeit so weit Sühne zu leisten, als du es nur vermagst.“ (Seite 79-80)
Der Herr forderte sodann die Heilige auf, häufig zu kommunizieren, besonders am ersten Freitag jeden Monats, und eine Heilige Stunde der Anbetung zu halten: „Vor allem sollst du Mich so oft in der heiligen Kommunion empfangen, als der gehorsam es dir erlaubt. Du sollst darüber hinaus jeden ersten Freitag im Monat kommunizieren. Jede Nacht vom Donnerstag auf Freitag will Ich dich an der tödlichen Traurigkeit teilnehmen lassen, die Ich am Ölberge erdulden wollte.“
„Als ich einmal an einem Tag der Fronleichnamsoktav 1675 vor dem Allerheiligsten betete, schenkte mir die Liebe Jesu ganz außergewöhnliche Gnadenerweise, und ich fühlte den heißen Wunsch, diese Liebe nur ein wenig erwidern zu können, Ihm Liebe für Liebe zu geben. Da sprach Er zu mir: „Du kannst Mir keine größere Liebe erzeigen, als wenn du das tust, was Ich schon oft von dir verlangt habe!“ Er enthüllte mir dann sein göttliches Herz und sagte: „Siehe hier das Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, daß es sich nicht schonte, sondern sich ganz und gar hingab und verzehrte, um ihnen seine Liebe zu beweisen. Zum Lohn dafür ernte ich aber von den meisten nur Undank durch ehrfurchtsloses Benehmen und durch Sakrilegien, durch Kälte und Mißachtung, die sie Mir in diesem Sakrament der Liebe zufügen. Doch am schmerzlichsten ist es Mir, daß auch Seelen, die Mir geweiht sind, so gegen Mich handeln. Deshalb verlange Ich von dir, daß am ersten Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderes Fest zur Verehrung Meines Heiligsten Herzens eingesetzt werde. Man soll an diesem Tag die heilige Kommunion empfangen und Mir durch feierliche Abbitte Ehrenersatz leisten, um die Verunehrungen zu sühnen, die dem allerheiligsten Sakrament während der Aussetzung auf den Altären zugefügt werden. Ich verspreche dir, daß Mein Herz jene mit dem Strom seiner göttlichen Liebe überschütten wird, die ihm diese Ehre erweisen und sich dafür einsetzen, daß auch andere es tun!“ Ich antwortete darauf, ich wüßte nicht, wie ich ausführen sollte, was Er schon lange von mir forderte. Da sagte Er, ich solle zu seinem Diener (dem seligen Pater Claude de la Colombiere) gehen, den Er mir eigens zur Ausführung dieses Planes geschickt habe. Dieser trug mir auf, alles niederzuschreiben, was ich ihm über das Heiligste Herz Jesu gesagt hatte, und auch die Botschaften an ihn, die zur Verherrlichung Gottes dienen sollten, schriftlich festzuhalten. Gott ließ mich bei diesem heiligmäßigen Mann viel Trost finden; durch ihn lehrte Er mich seinen Plänen entsprechend zu handeln, durch ihn nahm Er mir auch die große Angst, getäuscht zu werden, unter der ich unaufhörlich gelitten hatte.“ (Seite 93-94)
Eine letzte Äußerung der heiligen Margarita Maria Alacoque - es gäbe deren noch viele, - in denen sie ergreifend schön den Zusammenhang zwischen der Heiligen Eucharistie und dem göttlichen Herzen Jesu aufzeigt und ihre Liebe zum eucharistischen Heiland zum Ausdruck bringt, sei abschließend noch hierhergesetzt: „Als ich an einem Freitag meinen Erlöser empfangen hatte, legte Er meinen Mund an seine heilige Seitenwunde und hielt mich drei oder vier Stunden lang eng umschlungen. Dabei genoß ich unaussprechliche Wonnen; unaufhörlich vernahm ich die Worte: „Du siehst jetzt, daß man nichts verliert, wenn man es der Allmacht hingibt, und daß man alles findet in Meinem Besitz.“ Und ich antwortete: „O meine Liebe, ich verzichte frohen Herzens auf diese äußeren Freuden und will Dich nur um Deiner selbst Willen lieben, o mein Gott!“ das wiederholte ich so oft, als ich Seine göttlichen Liebeserweise empfing.“
Wahrlich, die heilige Margarita Maria Alacoque, die Papst Pius IX. am 28. September 1864 selig- und Papst Benedikt XV. am 13. Mai 1920 heiliggesprochen, Christus selbst aber in einer Vision „die vielgeliebte Jüngerin seines Herzens“ (Seite 76) genannt hat, war nicht bloß eine glühende Verehrerin des göttlichen Herzens Jesu, sondern auch eine ebensolche der Heiligen Eucharistie.
Fußnoten: 302) vgl. R. Darricau, Margherita Maria Alacoque, in: Bibliotheca Sanctorum Bd. VIII/804-809 – 303) Heilige Margareta Maria Alacoque, Leben und Offenbarungen von ihr selbst geschrieben und ergänzt durch Zeitgenossen. 2. Aufl. Freiburg/Schw. 1974, S. 17. Im folgenden werden die Zitate mit Anfügung der Seite aus diesem Buch angegeben!
Fußnoten:
Heilige Margareta Maria Alacoque:
302) vgl. R. Darricau, Margherita Maria Alacoque, in: Bibliotheca Sanctorum Bd. VIII/804-809
303) Heilge Marheria Maria Alacoque, Leben und Offenbarungen von ihr selbst geschrieben und ergänzt durch Zeitgenossen, 2. Aufl., Freiburg/Schw. 1974, S. 17. im folgenden werden die Zitate mit Anfügung der Seite aus diesem Buch angegeben!
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Die heilige Margarita Maria Alacoque ( + 17. Oktober 1697)
Die heilige Margarita Maria Alacoque, Seite 295-304 - Quelle: „Das Allerheiligste und die Heiligen“
- Prof. Dr. Ferdinand Holböck - Christiana-Verlag, CH-8260 Stein am Rhein, ISBN 3-7171-0753-4 - 2. Auflage 1986 - 7.-11. Tausend - Christiana-Verlag im Fe-Medien-Verlag 88353 Kißlegg - Genehmigt am 07. September 2012 mit Unterschrift per Telefax
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Der heilige Franz von Sales ( + 27. Dezember 1622)
Der liebenswürdige Bischof von Genf, der nur einmal – auf Pferderücken und voll Angst im Herzen – seine Bischofsstadt, die Stadt Calvins von einst und die Stadt der Weltkirchenrates von heute, gesehen ist, ist aus einem dreifachen Grund ein eucharistischer Heiliger: 1. wegen seiner persönlichen eucharistischen Frömmigkeit, 2. wegen seiner erfolgreichen Missionstätigkeit im Chablias, wo er tausenden Calvinern die katholische Eucharistielehre wieder nahebrachte, und 3. wegen seines Eifers, mit dem er sich für die Oftkommunion einsetzte in einer Zeit, wo der Jansenismus rigoros für das Gegenteil kämpfte.
1. Die persönliche eucharistische Frömmigkeit zeigte sich bei dem am 21. August 1567 zu Thorens in Savoyen Gebornen und noch mehr mit Herzensadel als mit Blutadel Ausgestatteten bereits, als er als Knabe am liebsten Altäre baute und darauf Messen feierte. 282) Der von 1573 bis 1575 in La Roche und von 1575 bis 1577 in Annecy humanistische Ausbildete empfing mit 10 Jahren Erstkommunion und Firmung mit 11 Jahren die Tonsur – damals allem Anschein nach eine sinnentleerte Zeremonie, dem jungen Franz aber dabei ernst, sonst hätte er später nicht zur berühmten Äbtissin Angelique Arnault von Port-Royal sagen können: „Seit meinem 12. Lebensjahr war ich so stark entschlossen, der Kirche zu dienen, daß ich meine Entschluß nicht für ein Königreich geändert hätte.“ Und einen seiner Beichtkinder erklärte Franz von Sales später: „Seit mir die Gnade geworden war, ein wenig von der Frucht des Kreuzes zu kosten, bemächtigte sich dieses Gefühl meiner Seele und ist nie mehr daraus gewichen.“ 283)
In der Zeit, da er sich auf Befehl seines Vaters in Paris dem Studium der Rhetorik und Philosophie und - auf eigenen Wunsch, weil er fest entschlossen war, Priester zu werden -, auch der Theologie widmete, feierte er fast täglich die heilige Messe mit. Gleiches tat er dann auch in Padua, wo er aus Gehorsam gegen seinen Vater auch noch Jus studierte.
Am 5. Juni 1593 empfing er durch Bischof de Granier die vier niederen Weihen und am 11. Juni 1593 die des Subdiakons. „Danach befahl ihm sein Bischof, so berichtet Karl-August von Sales, der Vetter des Heiligen, sich zum Fronleichnamstag für eine Predigt bereitzuhalten.“ Es ist sehr zu bedauern, daß weder Text noch Entwurf dieser Predigt „über die reale Gegenwart des Leibes Unseres Herrn in der Heiligen Eucharistie“ uns erhalten ist. Denn nach der Zusammenfassung, die uns der genannte Karl-August von Sales gegeben hat, scheint es, daß der junge Prediger hier zum ersten mal seine Gedanken über die Gottesliebe dargelegt hat: „Daß der Herr sich in herrscherlicher Weise selbst mitteilt und daß es drei hauptsächliche Arten der Mitteilung gibt: Die erste, in der sich Gott Vater dem Sohn mitteilt und in der sich Vater und Sohn dem Heiligen Geist mitteilen; die zweite, durch welche die heiligste Dreifaltigkeit die göttliche Person (des ewigen Wortes, des Logos) der menschlichen Natur (Jesus) mitgeteilt hat; und die dritte, durch die Gott den Leib seines Sohnes nunmehr nicht der menschlichen Natur, sondern jedem einzelnen Menschen mitteilt; und daß diese drei Mitteilungsarten so miteinander verbunden sind, daß die dritte nicht ohne die zweite sein kann und die zweite nicht ohne die dritte.“ Diese Predigt des Subdiakons Franz von Sales führte bereits mitten in’s Herz der christlichen Mystik, wie man mit Recht festgestellt hat. 284)
Am Samstag des Herbstquatembers, 18. September 1593 wurde Franz von Sales zum Diakon und am Samstag vor dem 3. Adventsonntag, 18. Dezember 1593 zum Priester geweiht. Bezeichnend für seine eucharistische Frömmigkeit ist in dieser Zeit das, was er am 15. Dezember, also drei Tage vor der Priesterweihe, seinem Freund Antoine Favre in einem Brief geschrieben hat: „Da sich nun jener schreckenerregende, jener entsetzliche Tag, wie der heilige Johannes Chrysostomus (in seiner Schrift „über das Priestertum“) nennt, haht, an dem ich nach dem unseres Bischofs, das heißt nach dem Willen Gottes (denn ich kenne keinen anderen Interpreten des göttlichen Willens) … an jenem Tag also, da ich alle Weihegrade durchschritten habe und nun mit der erhabenen Würde des Priestertums belehnt werde, kann ich nicht versäumen, Ihnen von dieser besonderen Ehrung und dem unschätzbaren Gut, die mich erwarten, Mitteilung zu machen… Wenn ich mich nicht täusche widerfahren als dazu berufen zu werden, denjenigen in seinen Händen zu halten und durch sein Wort herabzurufen, den – nach den Worten des heiligen Hieronymus – nicht einmal die Engel, jene Geister, die zu begreifen oder zu preisen wir nicht imstande sind, mit ihren Gedanken erfassen noch in angemessenem Lobpreis feiern können.“ 285)
Aus solcher Haltung heraus ist es zu verstehen, daß der Neupriester, bevor er seine erste heilige Messe feierte, noch einmal drei Tage lang sich zurückziehen wollte, um in der rechten seelischen Verfassung zu sein. Am 21. Dezember 1593 feierte er dann in der Kathedrale von Annecy seine erste heilige Messe. „Während diese ersten heiligen Meßopfers - so vertraute er später Frau Chantal an - ergriff Gott in unaussprechlicher Weise Besitz von meiner Seele.“ Nach der Vesper - so berichtet uns Karl-August von Sales - „hielt er dann eine leidenschaftliche Predigt über das eucharistische Opfer.“
Noch mehrmals in seinen weiteren Priester- und Bischofsleben zeigte sich, daß Franz von Sales vom eucharistischen Geheimnis tief ergriffen war oder durch dieses besondere Gnaden erlebte.
So wurde ihm am Fronleichnamstag, 25. Mai 1596 eine außerordentliche Gnade zuteil: „…als er gegen drei Uhr morgens über das heiligste Sakrament der Eucharistie betrachtete“ - so erzählt Karl-August von Sales - „wurde er durch den Heiligen Geist von einer solchen Welle der Verzückung ergriffen, daß sein Herz, von so viel Wonne übermannt, ihn schließlich zwang, sich zu Boden zu werfen und auszurufen: „O Herr, halte die Wogen Deiner Gnade zurück, ziehe sie weg von mir, denn ich kann so viel Süßigkeit nicht ertragen!“…Nachdem er so viel Wonnen getrunken hatte, ging er hin und feierte die heilige Messe, dann stieg er auf die Kanzel und predigte mit solcher Überzeugungskraft und solcher Innigkeit, daß sein ganzes Gesicht zu leuchten schien, so hatte ihn die göttliche Glut der himmlischen Liebe (beim Ge-danken an die Heilige Eucharistie) entflammt.“ 286)
Am 8. Juni 1606 drängte es den heiligen Franz von Sales, an Frau von Chantal folgendes zu schreiben: „Am Fronleichnams-Oktavtag, als ich das Allerheiligste bei der letzten Prozession trug, betete ich Ihn an, den ich trug; dabei kam mir der Gedanke, daß Er das wahre Lamm Gottes ist, das die Sünden der Welt hinwegnimmt. O heiliges und göttliches Lamm, betete ich, wie elend wäre ich doch ohne Dich!“… 287)
Am Fronleichnamstag, den 18. Juni 1609 schrieb er an Frau von Chantal: „Mein Gott, wie voll ist doch mein Herz von Dingen, die ich ihnen sagen möchte, denn heute ist das Hochfest der Kirche. Da ich bei der Fronleichnamsprozession den Heiland trug, hat Er mir in seiner Gnade tausend liebevolle Gedanken geschenkt, bei denen ich nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte. O Gott, ich verglich den Hohenpriester des Alten Bundes mit mir und überlegte, wie dieser Hohepriester einen reichen Brustschild trug, geschmückt mit zwölf kostbaren Steinen, auf denen die Namen der zwölf Stämme der Kinder Israels zu lesen waren. Ich aber fand meinen Brustschild reicher, wenn gleich nur aus einem einzigen Stein bestehend, nämlich der orientalischen Perle, welche die jungfräuliche Perlmutter in ihrem Schoß empfing aus den gebenedeiten Himmelstau. Denn sehen Sie, ich hielt dieses göttliche Sakrament fest an meine Brust gepreßt und mir schien, als ob die Namen aller Kinder Israels darin eingezeichnet wären, ja, und besonders die Namen der Töchter (der Heimsuchung) und noch mehr der Name einer von ihnen. Es kamen mir aber auch der Sperber und der Sperling des heiligen Joseph in den Sinn; und mir schien, als wäre ich ein Ritter vom Orden Gottes, da ich so auf meiner Brust den Sohn selber trug, der ewiglich in der des Vaters lebt. Ach, wie sehr hätte ich gewünscht, daß mein Herz sich geöffnet hätte, diesen teuren Heiland aufzunehmen… Aber ach, ich hatte nicht das Messer, das ich gebraucht hätte, es zu öffnen denn es tut sich nur der Liebe auf. Doch ich hatte ein großes Verlangen nach dieser Liebe…“ 288)
Eigenartig ist, daß der heilige Franz von Sales, dieser von so tiefer eucharistischer Frömmigkeit geprägte Priester, wenige Jahre, bevor er 1602 zum Bischof geweiht wurde, in eine schwere Glaubenskrise bezüglich der Realpräsensenz Christi in der Heiligen Eucharistie geriet. Es war während einer ganz schweren Krankheit, in der man ihn schon aufgegeben hatte. Man hatte der Mutter, die auf Besuch zum Sterbenskranken gekommen war, aufgetragen, den Priestersohn auf den Tod vorzubereiten. Der Kranke war bei der entsprechenden Mitteilung der Mutter zuerst ganz überrascht, dann aber ergriff ihn große Angst vor Gottes Gericht und vor den Schrecken der Hölle. Er überwand diese seelische Krise, in dem er sich vorbehaltlos der Barmherzigkeit Gottes empfahl. Im gleichen Augenblick aber wurde er in seinem Glauben an die Heilige Eucharistie ganz schwer versucht: „Ihm, der stets eine besondere Andacht zur Heiligen Eucharistie hatte und gerade erst am Fronleichnamsfest so hoch begnadet worden war, kam plötzlich ein Einwand gegen die wahre, wirklich wahre Gegenwart Jesu in der heiligen Hostie - und er konnte diesen Einwand nicht widerlegen! Angst und Verwirrung erfüllten seine Seele. Mit der größten Leichtigkeit hatte er stets auch die spitzfindigsten Einwände der intelligentesten Häretiker widerlegt, - jetzt aber war er machtlos, sich selber zu helfen. Der Versucher war an ihn herangetreten. - Doch niemals hatte er sich auf seinen Geist gestützt, niemals auf sein Urteil, seine Einsicht. Schon längst überstieg sein Glaube alle natürlichen Stützen, schon längst hatte seine Seele jene übernatürliche Einfalt erlangt, die das Merkmal der wahren Kinder Gottes ist. Gewiß, diese Situation war etwas völlig Neues für ihn, noch niemals war er ihr begegnet. Er mußte dazu Stellung nehmen, mußte dem Versucher wider-stehen, mußte mit seiner Schwierigkeit fertig werden. Und wie tat er es? Er bemühte sich in keiner Weise, den Einwand zu widerlegen, sondern ließ ihn ruhig unwiderlegt in einem Teil seiner Seele liegen. Instinktiv erfaßte seine erleuchtete, reine Liebe, daß es Gottes unwürdig ist, auf Grund einer gedanklichen Klarheit an seinen Geheimnissen festzuhalten. So wandte er sich ganz einfach Jesus zu und rief glaubensvoll seinen Namen am. Das genügte. Der Versucher verschwand. Angst und Verwirrung hörten auf - doch unsagbare Traurigkeit blieb.
Gott ließ es zu, daß dieser scharfsinnige Kopf eines Kirchenlehrers bis an sein Lebensende nicht fähig war, den Einwand zu widerlegen. Wie ein dunkler Punkt blieb er immer in seiner Seele - doch nein, es war kein dunkler Punkt! Denn er stachelte ihn an, sich mit der Leichtfertigkeit der Heiligen über sein eigenes geistliches Lehrgebäude, seine theologische Einsicht zu erheben, und stets in seinem Glauben an dem Gott der Offenbarung festzuhalten. Doch nahm er sich fest vor, niemals über diesen Einwand zu sprechen, um nicht andere Seelen dadurch in Gefahr zu bringen.“ 289)
Die Heilige Eucharistie war und blieb der Kompaß im persönlichen Leben und Wirken des Priesters und Bischofs Franz von Sales. Bei der Priesterweihe hatte er sich ein Dreifaches vorgenommen, nämlich 1. sich bei allen Handlungen vom gleichen Geist der Anbetung wie am Altar bei der Feier der heiligen Messe leiten zu lassen, 2. immer in der Verfassung, als müßte er jetzt sterben, an den Altar zu treten, und 3. sich in allem mit Jesus Christus, dem Hohenpriester, in Sammlung und Liebe zu vereinen. Darum zeiget er bei der Feier der heiligen Messe solche Ehrfurcht und Andacht, daß niemand davon unbeeindruckt blieb. Bezeichnend ist, daß Franz von Sales am 5. Oktober 1604 an den neu ernannten Bischof von Bourges, Andre Fremiot, auf dessen Bitte einen Brief über das Amt des Predigers schrieb, darin aber die Bemerkung einfließen ließ: „Nie soll man predigen, ohne zuvor die heilige Messe gefeiert zu haben oder ohne die Absicht, sei zu feiern… Unser Herr muß nämlich wahrhaft in uns sein, nur Er erleuchtet uns, denn Er ist das wahre Licht!... Ihre Gläubigen erwarten sie zu sehen und von ihnen gesehen zu werden… Mögen sie doch oft erbaut werden, wenn sie ihren Bischof am Altar sehen, während er zu ihrem Heil das heilige Opfer feiert!“ 290)
2. Auch bei der erfolgreichen Missionstätigkeit des Priesters Franz von Sales stand die Heilige Eucharistie im Mittelpunkt. Auf seinen Bekehrungsreisen in die clavinistisch verseuchten Dörfer des Chablis mußte Franz von Sales zur Feier der heiligen Messe oft weite Wege und größte Schwierigkeiten überwinden, dennoch unterließ er die heilige Messe an keinem Tag. Um der calvinistischen Irrlehre wirksam entgegenzutreten, beschloß er, in Annemasse, gleich vor den Toren von Genf, dem Hauptsitz des Calvinismus, das 40stündige Gebet vor ausgesetzten Allerheiligsten einzuführen. Gleiches tat er dann auch in Thonon und in anderen Ortschaften. Das Gebet vor dem Allerheiligsten und die Predigten des heiligen Franz von Sales brachten allmählich - nach Überwindung allergrößter Schwierigkeiten - einen ganz großen Erfolg.
Wie sehr bei den Bekehrungspredigten des heiligen Franz von Sales für die Calviner im Chablais die Heilige Eucharistie im Mittelpunkt stand, zeigt ein Brief, den er am 18. September 1597 aus Thonon an seinen Freund Antoine Favre schrieb, der meisterhaft den ganzen Missionseifer, den Glauben und das Herz seines Schreibers offenbart: „Mein Bruder, endlich hat sich eine weitere und glücklichere Pforte aufgetan, die uns zur Ernte führt. Gestern hat nur noch wenig gefehlt, daß Herr d’Avully (ein führender Kopf der Calviner) und die Ratsherrn der Stadt öffentlich zur Predigt gekommen wären, denn sei hatten davon gehört, daß ich über das erhabene Altarssakrament sprechen würde. Sei waren so begierig, von mir die Grundzüge des Glaubens der Katholiken zu erfahren und besonders die Beweise für das Geheimnis des Altarssakramentes, daß sei mich aus einem Winkel, in welchem sei nicht gesehen werden konnten, anhörten… Des Versprechens wegen, an keiner katholischen Predigt teilzunehmen, wagen sie es nicht, öffentlich zu erscheinen!“ 291)
Wie freute sich der heilige Franz von Sales, wenn er mit bekehrten Calvinern in ihren dem katholischen Kult zurückgegebenen Dorfkirchen die Heilige Eucharistie feiern und ihnen, nachdem er stundenlang ihre Beichten gehört hatte, auch die heilige Kommunion spenden konnte! Das Zahlenverhältnis von Katholiken und calvinischen Hugenotten war schließlich total umgekehrt worden: Den wenigen Katholiken und der überwältigenden Zahl der Calviner zu Beginn der Missionstätigkeit des heilige Franz von Sales entsprach schließlich eine überwältigende von bekehrten Katholiken und eine bescheidende Minderheit von Calvinern.
3. Daß der eucharistisch geprägte Priester und Bischof Franz von Sales auch die ihm anvertrauten Gläubigen zur möglichst häufigen Mitfeier der heiligen Messe und zum öfteren Empfang der heiligen Kommunion anleitete, läßt sich an verschiedenen Empfehlungen in seinen Briefen und geistlichen Gesprächen sowie in einigen Kapiteln seiner „Anleitung zum frommen Leben (Philothea)“ und in seiner „Abhandlung über die Gottesliebe (Theotimus)“ eindrucksvoll zeigen.
An Frau von Chantal schrieb der Heilige am 2. Juli 1607: „Gestern, meine liebe Tochter, war ich beim Hochamt so erfreut, diese Worte singen zu hören:“ Wer von diesem Brote ißt, wird leben in Ewigkeit!“ (Joh 6, 59) und das wurde oft wiederholt. O Gott, kam mir in den Sinn, vielleicht ißt diese Tochter gerade jetzt von diesem Brote. Darüber erfüllte eine gewisse wachsende Hoffnung für Sie meinen ganzen Feist mit recht großer Freudigkeit. Ja, meine gute Tochter, das müssen wir ganz sicher erhoffen, daß wir ewig leben werden. Was täte unser Herr mit seinem ewigen Leben, wenn Er nicht davon den armen schwachen, kleinen Seelen gäbe?“ 292)
Am 3. Dezember 1610 gibt er Frau Chantal, die nun Oberin der Kongregation der Schwestern von der Heimsuchung geworden ist, den Rat, vom Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens an täglich zu kommunizieren: „Damit Maria unsere Seele und unsere ganze Kongregation unter ihren besonderen Schutz nehme, wollen wir an diesem Tag beginnen, täglich die heilige Kommunion zu empfangen.“ Zwei Tage später, am 5. Dezember 1610, schrieb er ihr: „Ich habe heute Morgen mit ganz besoderer Innigkeit für unseren Fortschritt in der heiligen Liebe zu Gott gebetet und verspüre eine Sehnsucht, größer denn je zuvor, nach dem Wohl unserer Seele.
Ach, sagte ich, Heiland unseres Herzens, da wir nun alle Tage an Deinen Tisch treten werden, um nicht nur Dein Brot zu essen, sondern Dich selbst, der Du uner lebendiges und übernatürliches Brot bist, bewirke, daß wir jeden Tag diese ganz vollkommene Speise in der richtigen und vollkommenen Weise in uns aufnehmen und so ewig leben, erfüllt von Deiner heiligen Gnade, Güte und Liebe.“ 293) am 24. Juni 1611 gesteht der heilige Franz von Sales im Brief an Mutter Chantal: „Meine Tochter, ich wundere mich, daß ich noch immer so voll von mir selber bin, da ich doch so oft schon die heilige Kommunion empfangen habe! Ach, treuer Jesus, sei auch das Kind meines Herzens (wie Du es von Maria bist), damit wir überall nur Dich atmen und empfinden. Ach, Du bist so oft in mir, warum bin ich so selten in Dir? Du gehst in mich ein, warum bin ich so sehr außerhalb von Dir? Du bist in meinem Innern, warum bin ich nicht in dem Deinen, um darin diese große Liebe, die die Herzen berauscht, zu suchen und zu sammeln!“ 294)
Im 14. Kapitel, des II. Buches seiner „Anleitung zum frommen Leben“ 295) sagt der heilige Franz von Sales allen Weltchristen, die er personifiziert in Philothea vor sich sieht: „Ich habe dir noch nichts gesagt von der Sonne der geistlichen Übungen, vom hochheiligen und erhabenen Meßopfer, dem Mittelpunkt der christlichen Religion, dem Herzen der Frömmigkeit, der Seele der Andacht; es geht hier um ein unfaßbares Geheimnsi, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfaßt, durch das Gott sich wirklich mit uns vereinigt und uns seine Gnaden und Gaben in herrlicher Fülle spendet. Dem Gebet in Vereinigung mit diesem göttlichen Opfer wohnt eine unsagbare Kraft inne; die Seele ist dann überreich an himmlischen Gnaden; sie stützt sich auf ihren Vielgeliebten, der sie so sehr mit geistlichen Wohlgerüchen und Freuden erfüllt, daß sie einer Rauchsäule von wohlriechendem Holze gleicht, bestreut mit Myrrhe, Weihrauch und anderen duftenden Körnern, wie es im Hohenlied (3, 6) heißt.
Bemühe dich also ganz besonders, jeden Tag der heiligen Messe beizuwohnen, um mit dem Priester das Opfer deines Erlösers Gott dem Vater für dich und die ganze Kirche darzubringen. Stets sind die Engel in großer Zahl dabei gegenwärtig, sagt der heilige Johannes Chrysostomus, um dieses heilige Geheimnis zu ehren; da wir uns mit ihnen in der gleichen Absicht einfinden, können wir durch den segensreichen Einfluß der Gemeinschaft mit ihnen nur viel gewinnen. Die Chöre der triumphierenden und streitenden Kirche vereinigen sich in dieser göttlichen Handlung mit dem Herrn, um mit Ihm, durch Ihn und in Ihm das Herz Gottes des Vaters zu erfreuen und seine Barmherzigkeit uns zuzuwenden. Welches Glück für eine Seele, durch ihr frommes Gebet an einem so kostbaren und begehrenswerten Geheimnis mitzuwirken! Ist es dir aber ganz unmöglich, an der Feier dieses hochheiligen Opfers leibhaftig und wirklich teilzunehmen, so schicke wenigstens dein Herz hin, nimm im Geist daran teil! Finde dich also im Geist zur bestimmten Stunde dabei ein, wenn dir die leibhaftige wirkliche Teilnahme nicht möglich ist! Vereinige deine Meinung mit der aller Christen; erwecke da, wo du bist, dieselben Akte des Herzens, als wohntest du wirklich der heiligen Messe in der Kirche bei!“ Über die heilige Kommunion schreibt der heilige Franz von Sales dann noch im 20. Kapitel des II. Buches seiner „Anleitung zum frommen Leben“ :296) „Der Heiland hat das hochheilige Altarssakrament eingesetzt, das wirklich und wahrhaftig sein Fleisch und Blut birgt, damit ewig lebe, wer davon ißt. Wer also häufig und andächtig davon Gebrauch macht, stärkt das Leben und die Gesundheit seiner Seele in einem Maß, daß diese kaum durch eine Anhänglichkeit an Schlechtes vergiftet werden kann. Denn man kann ja nicht von diesem lebenspendenden Fleisch genährt werden und gleichzeitig todbringende Neigungen hegen. Wie die Menschen im Paradies dem Leibe nach unsterblich waren durch die Frucht des Lebensbaumes, den Gott dort gepflanzt hatte, so können die Menschen auch den seelischen Tod vermeiden kraft dieses lebenspendenden Sakramentes. Die zartesten und am leichtesten verderblichen Früchte wie Kirschen, Erdbeeren, Aprikosen halten sich lange, wenn sie in Zucker oder Honig eingemacht sind; ist es dann zu verwundern, wenn unser Herz, obgleich zart und schwach, vor der Fäulnis der Sünde bewahrt bleibt durch den kostbaren, dem Verfall nicht ausgesetzten Leib und das unverwesliche Blut des Gottessohnes? Die Christen, die verdammt werden, müssen vor dem gerechten Richter verstummen, wenn er ihnen vor Augen führen wird, wie unrecht sie daran taten, ihre Seele dem Tod zu überantworten, während sie sich gesund und lebendig erhalten konnten durch den Genuß seines Leibes, den Er uns dafür hinterlassen hat! „Unselige“ wird Er sagen, „warum seid ihr gestorben, da euch die Frucht des Lebens, die Lebensspeise zur Verfügung stand?“
Der heilige Augustinus sagt: „Ich liebe es nicht und tadle es nicht, wenn jemand die heilige Kommunion täglich empfängt. Aber ich rate jedem und ermuntere ihn, jeden Sonntag zu kommunizieren, vorausgesetzt, daß die Seele frei ist vom Willen zu sündigen.“ Ebenso wie der heilige Augustinus will ich die tägliche heilige Kommunion weder loben noch tadeln, sondern überlasse die Entscheidung darüber dem geistlichen Vater (Seelenführer), wenn jemand sich dazu entschließen will. Es ist nämlich nicht gut, eine so häufige heilige Kommunion allgemein anzuraten, da die Seelenverfassung dafür ganz vorzüglich sein muß. Andererseits kann sie bei manchen guten Seelen vorhanden sein, also ist es ebenfalls nicht gut, allgemein davon abzuraten und davon abzuhalten. Die Entscheidung darüber kann nur aus der Beobachtung der Seelenverfassung des einzelnen in jedem Fall getroffen werden. Es wäre unklug, sie unterschiedslos jedermann zu empfehlen, es wäre aber ebenso unklug, allgemein jeden zu tadeln, besonders wenn er dabei den Rat eines klugen Seelenführers befolgt. Der heiligen Caterina von Siena wurde einmal wegen ihres häufigen Kommunionempfangs jenes Wort des heiligen Augustinus vorgehalten; sie gab darauf die feine Antwort: „Wenn also der heilige Augustinus es nicht tadelt, daß man täglich kommuniziert, dann bitte ich euch, es auch nicht mehr zu tadeln, und ich bin zufrieden.‘
Du siehst aber, daß der heilige Augustinus eindringlich rät und ermahnt, jeden Sonntag die heilige Kommunion zu empfangen. Tu das also, soweit es dir möglich ist! Da ich voraussetzen kann, daß du keine Anhänglichkeit an Todsünden, auch nicht an läßliche Sünden hast, bist du in der richtigen Seelenverfassung, die der heilige Augustinus verlangt, ja sogar in einer besseren, denn du willst nicht nur die Sünde meiden, sondern du hast auch keinerlei Liebe mehr zur Sünde. Somit kannst du, wenn es dein geistlicher Vater für gut findet, auch öfter als jeden Sonntag die heilige Kommunion empfangen. So viel kann ich dir wohl mit Sicherheit sagen: Wer Gott in einem frommen Leben dienen will, muß wenigstens einmal im Monat die heilige Kommunion empfangen.“
Im folgenden 21. Kapitel des II. Buches seiner „Anleitung zum frommen Leben“ 297) gibt der heilige Franz von Sales noch Ratschläge, wie man kommunizieren soll. Diese Ratschläge sind heute noch genau so richtig und aktuell wie damals, ja eigentlich noch viel aktueller als damals, weil heute so viele ohne die rechte Seelenverfassung, mit Anhänglichkeit an Todsünden und sogar im Zustand der Todsünde oft so erschütternd gedankenlos die heilige Kommunion empfangen. „Dein großes Anliegen bei der heiligen Kommunion sei, dich in der Gottesliebe weiter zu vertiefen, zu bestärken und durch sie froher zu werden. Denn die Liebe soll dein Ziel sein, wenn du den empfängst, der sich einzig aus Liebe an dich hingibt! Man kann sich doch keine liebevollere und zärtlichere Tat des Heilands vorstellen als jene, durch die Er sich sozusagen vernichtet, zur Speise herabwürdigt, um unsere Seele zu durchdringen und sich auf’s innigste mit dem Herzen und dem Leib der an Ihn Glaubenden zu vereinigen!“ Zuletzt empfiehlt der heilige Franz von Sales der „Philothea“ nochmals eindringlich die häufige heilige Kom-munion: „Fragen dich weltlich Gesinnte, warum du so oft kommunizierst, dann antworte ich ihnen: Um Gott lieben zu lernen, um dich von deinen Unvollkommenheiten zu reinigen, von deinen Armseligkeiten zu befreien, in deinen Sorgen Trost zu finden und in deinen Schwächen eine Stütze zu haben. Sage ihnen: Zwei Arten von Menschen müßten oft kommunizieren: Die Vollkommenen, da sie in der rechten Verfassung sind.und die Unvollkommenen, um erst recht nach Vollkommenheit streben zu können; also die Starken, damit sie nicht schwach werden, und die Schwachen, damit sie stark werden; die Kranken, um gesund zu werden, und die Gesunden, um nicht krank zu werden. Somit müßtest du als unvollkommener, schwacher, kranker Mensch dich oft mit Ihm vereinigen, der deine Vollkommenheit, deine Kraft und dein Arzt ist!“
Beachten wir zuletzt auch noch die beiden ergreifend schönen Stellen über die heilige Kommunion, die der heilige Bischof von Genf in seiner „Abhandlung über die Gottesliebe (Theotimus)“ im 7. Kapitel des 6. und im 2. Kapitel des 7. Buches niedergeschrieben hat: 298)
Im 7. Kapitel des 6. Buches bringt Franz von Sales wieder den Vergleich mit Perle und Perlmutter, den er schon in dem Brief vom 18. Juni 1609 an Frau von Chantal gebraucht hatte: „Wenn die Perlmutter frühmorgens vom Tautropfen benetzt worden ist, schließt sie sich ab, nicht nur, um den Tau vor jeder Vermischung mit Meerwasser zu bewahren, sondern auch, weil sie mit Freude die angenehme Frische empfindet, die ihr dieser vom Himmel geschenkte Keim gebracht hat. Ähnliches geschah und geschieht bei vielen Heiligen und frommen Gläubigen: Haben sie das göttliche Sakrament (des Altares) empfangen, das den Tau aller Segnungen des Himmels enthält, so zieht sich ihre Seele gleichsam zusammen und alle ihre Fähigkeiten sammeln sich, nicht nur um den erhabenen König anzubeten, der durch eine wunderbare Gegenwart auf’s neue in ihrem Innern gegenwärtig ist, sondern auch, um die unerhörte Freude und geistliche Erfrischung zu verkosten, die ihnen dadurch zuteil geworden ist, daß sie den göttlichen Keim der Unsterblichkeit durch den Glauben in ihrem Inneren wahrnehmen.“
Im 2. Kapitel des 7. Buches kommt der Heilige noch auf den Zusammenhang zwischen Menschwerdung Gottes und Eucharistie zu sprechen: „O Gott, welches Vorbild heiliger Vereinigung! Er hatte sich mit unserer menschlichen Natur durch die Gnade verbunden, wie eine Rebe mit ihrer Ulme, um sie in etwa seiner Frucht teilhaftig zu machen. Da Er aber sah, daß diese Verbindung durch die Sünde Adams gelöst war, vollzog Er eine noch kraftvollere und innigere Verbindung in der Menschwerdung, durch die die menschliche Natur für immer in personhafter Einheit an die Gottheit angeschlossen bleibt. Damit aber nicht nur die menschliche Natur, sondern alle Menschen sich ganz innig mit seiner Güte vereinigen könnten, setzte Er das Sakrament der hochheiligen Eucharistie ein, an dem jeder teilhaben kann, um seinen Heiland mit sich selbst zu vereinigen und zwar wirklich und in der Form einer Speise. Theo-timus, diese sakramentale Vereinigung treibt uns an und hilft uns, zur besprochenen geistlichen Vereinigung (in der rechten Gottesliebe immer mehr) zu gelangen.“
Es dürfte aus den bisherigen Darlegungen klar geworden sein, daß wir den am 27. Dezember 1622 in Lyon verstorbenen, von Papst Alexander VII. 1661 selig- und am 13. Mai 1665 heiliggesprochenen, von Papst Pius IX. zum Kirchenlehrer erhobenen und von Papst Pius XI. im inhaltsreichen Rundschreiben „Rerum omnium“ 299) vom 26. Januar 1923 zum Patron der katholischen Schriftsteller ernannten Bischof Franz von Sales mit vollem Recht zu den eucharistischen Heiligen zählen.
Fußnoten:
Heiliger Franz von Sales:
282) vgl. G.D.Francesco die Sales, in: Bibliotheca Sanctorum V/1207 ff. dort heisst es ausdrücklich: „Come altri bambini amav a volte trastullarsi con i compagni costruendo altarini, cappelle e „cantando“ la Messa.“
283) vgl. P.A.Ravier, Franz von Sales (Heidelberg 1963) S. 11-12
284) vgl. P.A.Ravier, a.a.O., S. 27
285) vgl. P.A.Ravier, a.a.O. S. 28-29.
286) vgl. P.A.Ravier, a.a.O. S. 39.
287) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v. Sales (Eichstätt 1963), 5. Bd., S. 115
288) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v. Sales 5. Bd., S. 188
289) vgl. H. Waach, Franz v. Sales (Eichstätt 1955) S. 211-212; P.A.Ravier, a.a.O. S. S. 47 ff
290) vgl. P.A.Ravier, a.a.O. S. 78-79
291) vgl. P.A.Ravier, a.a.O. S. 41
292) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 5. Bd., S. 144
293) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 5. Bd., S. 116
294) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 5. Bd., S. 227
295) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 1. Bd. S. 90-91
296) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 1. Bd. S. 100-102
297) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 1. Bd. S. 102-104
298) Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz v.S., 3. Bd. S. 292 u. 4. Bd., S. 40
299) vgl. Rohrbasser, Heilslehre der Kirche (Freiburg Schweiz 1953) S. 1213-1299: Rund-
schreiben „Rerum omnium“ über den heiligen Franz v.S.
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Der heilige Franz von Sales, Seite 281-292 - Quelle: "Das Allerheiligset und die Heiligen" - Prof. Dr. Ferdinand Holböck - Christiana-Verlag, CH-8260 Stein am Rhein, ISBN 3-7171-0753-4 - 2. Auflage 1986 - 7.-11. Tausend - Christiana-Verlag im Fe-Medienverlag 88353 Kißlegg - Genehmigt am 07. September 2012 mit Unterschrift per Telefax
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Beitrag - Die heiligen Schutzengel-2
Schutzengel-Erlebnisse im Leben der großen Mystiker
Die Kirche, Verwalterin der „Worte des ewigen Lebens“, lädt uns zu einer ganz besonderen und persönlichen Verehrung unseres Schutzengels ein. Viele Mystiker, Seher und Heilige sind strahlende Beispiele für diese Verehrung. Sie sahen ihren Schutzengel und empfingen wunderbare Offenbarungen. Gerade die Schutzengel-Erlebnisse im Leben der großen Mystiker, Seher und Heiligen haben Aufsehen erregt...
Die heiligen Franziska Romana, Johannes Nepomuk, Thomas von Aquin, Katharina von Siena, Theresia von Avila, Gemma Galgani und viele andere hatten eine sehr fruchtbringende Verehrung zu den Engeln im allgemeinen und ihrem Schutzengel im besonderen. Der heilige Kirchenlehrer und erste deutsche Jesuit, Petrus Kanisius (1521-97), „praeceptor Germaniae“ und Reformer der Kirche in Deutschland, stand ständig in direkter Beziehung zu seinem Schutzengel: in seiner Gemeinschaft, im Beichtstuhl, auf der Kanzel oder auf Reisen. Er unterhielt sich mit ihm, vertraute sich ihm an und fragte ihn um Rat. So erfüllte er mit Erfolg zahlreiche Aufträge, die der Heilige Stuhl ihm anvertraut hatte - „etwas nahezu Einzigartiges in einem mehr als 72 Jahre währenden Leben: was er unternahm, führte er immer zu einem guten Ende“ (Don Benoit Sicard). Es ist ein Beweis für die außerordentliche Fruchtbarkeit der bewußten und aktiven Zusammenarbeit eines Christen mit seinem Schutzengel...
Die vor nicht allzu langer Zeit heiliggesprochene Gemma Galgani (1878-1903) lebte in einer solchen Vertrautheit mit ihrem Schutzengel, wie ein Kind gegenüber seinen Eltern lebt. Als sie 1899 im Alter von 21 Jahren stigmatisiert wurde, lebte sie in dieser selben Vertrautheit mit dem Herrn und brachte ihr ganzes kontrastreiches und starkes Wesen in ihre Begegnungen mit Jesus ein.
Man konnte sie, vor Schönheit strahlend, mit einem unsichtbaren Gegenüber sprechen sehen, während sie zugleich ihren Arbeiten nachkam oder ohne Begleitung des Weges ging. Wenn ihr der Engel als Person erschien, geriet Gemma in Ekstase und ihr Körper wurde unempfindlich. Es kam vor, daß sie, von Liebe überquellend, mit einem Seufzer sagte: „Mein Engel, wie liebe ich dich “
Als ihr Beichtvater, der strenge und nüchterne Pater Germain, in Rom war, sandte Gemma ihm ihre Mitteilungen durch ihren Schutzengel zu. Wohlverstanden: Nichtfrankierte Eilbriefe... Diese äußerlich nicht erklärbare Tatsache verblüffte den Priester und vertrieb die letzten Zweifel, die er noch seinem Beichtkind gegenüber hegte...
Der Lebensweg, der einem in diesem zu Ende gehenden 20. Jahrhundert am wunderbarsten erscheinen kann, ist zweifellos der des Francesco Forgione. Er wurde 1887 in einer großen und armen Familie im Benevent geboren. 1903 trat er bei den Franziskanern ein. Es war dasselbe Jahr, in dem Gemma Galgani in den Himmel eintreten durfte. Im Minderbrüderorden erhielt Francesco Forgione den Namen Pater Pio.
Bilokation, „Schweben“, Schau der Vergangenheit, der Zukunft und des gegenwärtigen Zustandes seiner Beichtkinder und Gesprächspartner gehörten zu seinen Charismen. Der demütige italienische Kapuziner hatte aber nicht nur die Gabe der Heilung für Leib und Seele, sondern er trug auch die Wundmale Christi. Er war der erste Priester in der Geschichte der Kirche, dem diese Gnade zuteil wurde; Franziskus, der Gründer seines Ordens, war nur Diakon gewesen...
Pater Pio sah seinen Schutzengel sehr oft und unterhielt sich mit ihm. Er sah auch die Schutzengel anderer Menschen, insbesondere die seiner Beichtkinder. Jean Derobert, Pfarrer in der Kirche Sacre~Coeur auf dem Montmartre in Paris, erzählt in seinem Buch über Pater Pio von der ersten Begegnung, die er mit dem stigmatisierten Priester hatte. Es war im Jahr 1955, und Abbe Derobert studierte in Rom Theologie; sein Glaube war intellektuell, wortreich und etwas anmaßend. Die Bibel betrachtete er mit einem vom Skeptizismus gefärbten Blick. Als er in San Giovanni Rotondo angekommen war, spürte er in sich eine richtige Verachtung für die Glaubensdemonstration der Pilger und der Leute von Gargano. Dann kam die Reihe an ihn und er ging in den Beichtstuhl. Pater Pio entblößte seine Seele: „Du vergißt das und das ... Vor zwei Jahren, an jenem Ort. Warum hast du das getan? Und das? Und der junge Seminarist sah, wie Tränen über das Gesicht des Kapuziners liefen. Der heiligmäßige Beichtvater litt die Schmerzen, die dem liebenden Gott durch den Sünder zugefügt wurden: „Das ist schwerwiegend.., es ist sehr schwerwiegend!“
Und dann begann er zu weinen und zu leiden. Mir war sehr unwohl zumute; alles was er sagte, war wahr. Er gab sogar Einzelheiten an, die ich total vergessen hatte. Am Ende dieser dramatischen Beichte erhält der Seminarist die Absolution. Bevor Pater Pio ihn entläßt, stellt er ihm eine unerwartete Frage: „Glaubst du an deinen Schutzengel?“ Der junge kritische Theologe wurde wieder von den fluktuierenden Prinzipien der Ungewißheit gepackt und antwortete: „Äh, ich habe ihn niemals gesehen.“ Da geschah etwas Außergewöhnliches, das diesen Seminaristen, der den Körper eines Schwergewichtsboxers hat, für immer von seiner unschlüssigen Philosopiererei löst. Er erhält ein paar schallende Ohrfeigen .. Schau genau hin, er ist da und er ist sehr schön“, sagt ihm Pater Pio. „Dein Schutzengel ist da und beschützt Dich! Bete zu ihm..., bete zu ihm“, fügt er hinzu. Der junge Theologe sieht nichts, aber er macht in „den leuchtenden Augen“ des Patres eine sonderbare Entdeckung: „Sie spiegelten das Licht meines Engels wider.“ Die Ohrfeigen hatten seinen von den Theorien umnebelten Geist gelichtet...Pater Pio zeigte von Kindheit an eine außergewöhnliche Verehrung für seinen Schutz-engel. Am 20. April 1915 schrieb er an Raffaelina, eine begnadete Seele, die ihr Leben für die Fruchtbarkeit des priesterlichen Wirkens dieses jungen Kapuziners aufgeopfert hatte: „Von der Wiege bis zum Grab steht ein himmlischer Geist an unserer Seite, der uns keinen einzigen Augenblick verläßt und der uns leitet und beschützt wir ein Freund, wie ein Bruder; er soll uns stets trösten, besonders in jenen Stunden, die für uns die traurigsten sind... Dieser gute Engel bittet für uns; er bringt die guten Werke, die Sie tun, sowie Ihre heiligen und reinen Wünsche dar.“
„Machen Sie es sich zur schönen Gewohnheit, immer an ihn zu denken‘, betonte Pater Pio. Raffaelina starb am 25. März 1916. Der Kapuziner war 29 Jahre alt. Sein Priestertum wird von wunderbarer Fruchtbarkeit sein...
Seinen unzähligen Beichtkindern trug er auf, ihm im Falle von Bedrängnissen ihre Schutzengel zu schicken. Wenn er den Rosenkranz betete, empfing er sie und sie überbrachten seinen „geistlichen Kindern“ die Botschaften von Pater Pio...
Quelle: Erneuerung in Christus Nr. 01/1997 - Seite 10-12 - Mit freundlicher Genehmigung des Salvatore-mundi Verlag GmbH A-3292 Gaming
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Über das Fest der heiligen Schutzengel
Am 29. September feiert die Kirche das Fest der heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Raphael und am 2. Oktober begehen wir das Fest der heiligen Schutzengel. Durch die Engel wird für uns das wunderbare Wirken der Göttlichen Vorsehung konkret erfahrbar.
Hören wir, was der „Allgemeine- und Engelgleiche Lehrer“, der heilige Thomas von Aquin uns dazu erklären möchte: „Weil es nun zur göttlichen Vorsehung gehört, daß die Ordnung in den Dingen erhalten wird; weil aber eine passende Ordnung vom Höchsten zum Tiefsten entsprechend hinabsteigt: so gelangt notwendig die göttliche Vorsehung gemäß einem bestimmten Verhältnis bis zu den äußersten Dingen. Dieses Verhältnis nun lautet: So wie die höchsten Geschöpfe Gott unterstehen und von ihm gelenkt werden, so unterstehen die unteren Geschöpfe den oberen und werden von ihnen geleitet. Unter allen Geschöpfen aber sind die geistigen die höchsten, ... Die höheren geistigen Substanzen nehmen vollkommener den Einfluß der göttlichen Weisheit in sich auf: denn ein jedes Ding nimmt etwas nach seiner Weise auf. Durch die göttliche Weisheit aber wird alles gelenkt. Und so ist es notwendig, daß diejenigen, welche an der göttlichen Weisheit in höherem Masse teilhaben, jene, die weniger teilhaben, lenken. Also werden die niederen geistigen Substanzen durch die höheren gelenkt. Die höheren Geister werden auch ‚Engel“ genannt, insofern sie die niederen Geister lenken, als ob sie ihnen etwas verkündigen, denn die Engel werden als ‚Boten‘ bezeichnet; sie werden auch ‚Diener‘ genannt, insofern sie durch ihre Tätigkeit, auch in der körperlichen Sphäre, die Ordnung der göttlichen Vorsehung ausführen, denn der Diener ist ‚gleichsam ein beseeltes Werkzeug‘, wie Aristoteles sagt. Darum heißt es Hebräer 1, 7: ‚Zu seinen Engeln macht er die Winde und zu seinen Dienern die Flamme des Feuers.‘ Es gibt aber menschliches Gutes, das einzeln zu einem jeden gehört. Dinge dieser Art gehören zur Ordnung der ‚Engel‘, von denen Gregor sagt, daß sie „das Niederste verkünden“: Daher sagt man auch, sie seien „Hüter der Menschen“, nach Psalm 91, 11: ‚Seinen Engeln hat Gott dich anvertraut, daß sie dich auf allen deinen Wegen behüten“‘ (Summa contra gentiles, Band. 3, Teil 1,3. Buch, Kapitel 79 und 80)
Während der vergangenen Jahre wurden Engel - allen voran die Schutzengel - häufig als Relikte vorchristlicher Kulturen oder als Auswüchse innerer Triebe und Sehnsüchte gedeutet und ins Reich der Fabeln verwiesen. Doch der große Kirchenlehrer Thomas von Aquin und mit ihm „der Glaube der Kirche“ belehrt uns eines Besseren wie wir gesehen haben: die Existenz der Engel begründet sich aus- und gründet in der „Göttlichen Vorsehung.“ Die Engel leugnen hieße zudem, „jede zweite Seite der Bibel zu zerreißen“, wie ein christlicher Philosoph zurecht bemerkt. Denn die Heilige Schrift spricht an über 350 Stellen von der Engelwelt. Die geheimnisvolle Gegenwart der Engel zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel. Die vielleicht bekannteste Engel-Szene des Alten Testaments berichtet, wie der Erzengel Rafael Tobias aus seiner Reise nach Medien begleitet und beschützt. Auch dem Jacob, der Judith und dem Josua stehen Engel bei. Daniel wird von einem Engel aus der Löwengrube befreit und Elias von einem Engel gespeist. Das Eingreifen der göttlichen Lichtgestalten im Neuen Testament ist uns noch vertrauter. Der Erzengel Gabriel verkündet Maria die Menschwerdung Gottes, dem Josef erscheint ein Engel und rät ihm zur Flucht nach Ägypten, selbst Jesus erhält im Garten Gethsemani Hilfe von einem Engel; Engel stehen auch am Grab des Auferstandenen und begleiten die junge Christengemeinde in Jerusalem. Petrus etwa wird von einem Engel aus dem Kerker befreit. Jesus selbst spricht wiederholt von der Existenz der Engel.
Als seine Jünger ihn fragen „wer im Himmelreich der Größte“ sei, ruft er ein Kind in ihre Mitte und mahnt sie: „Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. Wer sich also gering hält wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.... Sehet zu, daß ihr keines dieser Kleinen verachtet. Denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel“ (Matthäus 18, 1-4). „Die Wesenheit der Engel ist höher als unsere Erkenntniskraft“, schreibt Thomas, „daher vermag unser erkennender Geist nicht dahin zu gelangen, daß er die Engel zu erkennen vermöchte in dem, was sie selber sind.“
Doch weil die Heiligen der Kirche ganz besondere Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht haben, ist ihr Zeugnis von der Realität der Engel sehr wertvoll. Menschen, wie die Heiligen, die Gott und sein Werk suchen, stoßen unwillkürlich auf diese himmlischen Helfer. Einige Beispiele:
Der heilige Don Bosco
„Der Wunsch unseres Schutzengels, uns zu helfen, ist weitaus größer, als derjenige, den wir haben, uns von ihm helfen zu lassen“, hat der heiligen Johannes Bosco einmal festgestellt. Der große „Jugendapostel“, der Anfang des 20. Jahrhunderts die verwahrlosten Jungen der Industriestadt Turin einsammelte und zu guten Menschen erzog, berichtete, sein Schutzengel habe ihn sogar vor Überfällen und Angriffen geschützt, indem er die Gestalt eines mächtigen Hundes angenommen habe. Wenn er nachts an ein Sterbebett gerufen wurde und in den dunklen Gassen Turms Räuber oder Feinde ihm nachstellten, sei stets „Grigio“, wie Don Bosco seinen Vierbeiner nannte, da gewesen, um ihn zu verteidigen. „Grigio“ fraß nie etwas, er tauchte aus dem Nichts auf und verschwand so geheimnisvoll, wie er gekommen war.
Der heilige Franz von Assisi
„Die Engel hat Franziskus mit größter Hingabe verehrt“, schrieb sein Biograph Tommaso da Celano 1228; Franz von Assisi lehrte seine Jünger, sie sollten die heiligen Engel nicht betrüben und in ihrer Gegenwart nichts zu tun wagen, was man nicht einmal vor den Menschen sich zu tun getraut. Immer und überall sollten sie die himmlischen Geister verehren, vor allem aber ihre Schutzengel, um ihren Beistand anzurufen.
Die heilige Gemma Galgani
Die 1878 in der Nähe von Lucca (nördlich von Eisa) geborene, früh verwaiste und mit 25 Jahren (1903) verstorbene heilige Gemma Galgani pflegte einen auffallend innigen Kontakt mit ihrem Schutzengel, wie aus ihren Aufzeichnungen hervorgeht, Oft, so beschreibt sie, sah sie ihren Schutzengel, er sprach mit ihr, lehrte und führte sie. Die Passionsmystikerin, die die Wundmale Jesu trug, war mit den Engeln vertraut. Ein Beispiel sind ihre Tagebuchzeilen vom 29. Juli 1900: „Bis gestern blieb ich in einem Zustand, ohne mich sammeln zu können; aber mein Schutzengel war bei mir und gab mir Kraft. Ich muß auch sagen, daß ich am Samstag keinen Hunger hatte, er aber wies mich an zu essen; so hat er es heute morgen, am Sonntag, gemacht. Jeden Abend unterläßt er es nicht, mich zu segnen, auch, wenn nötig zu tadeln.“
Quelle: Erneuerung in Christus Nr. 05/2005 - Seite 10-13 - Mit freundlicher Genehmigung des Salvatore-mundi Verlag GmbH A-3292 Gaming
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Der September ist unser Schutzengelmonat
Der alte Brauch katholischer Frömmigkeit, daß einzelne Monate des Jahres der besonderen Verehrung eines Heiligen oder eines Glaubensgeheimnisses geweiht sind, ist heutzutage ziemlich in Vergessenheit geraten. Am bekanntesten ist wohl noch der Mai als Marienmonat oder der Oktober als Rosenkranzmonat; aber wer weiß noch, daß der Juni dem Herzen Jesu und der Juli dem kostbaren Blute geweiht ist? Der September dagegen wurde im Volksmund „Schutzengelmonat“ genannt. Die Kirche hat der Verehrung des Volkes auch Rechnung getragen, indem sie bei der letzten Kalenderreform die Verehrung der drei höchsten Engel gemeinsam in einem Fest am 29. September, dem alten Michaelstag, zusammengefaßt hat. Den September als Schutzengelmonat zu betrachten, lohnt sich für jeden einzelnen besonders, wie sich noch zeigen wird. Zunächst aber zum Begriff: Das Wort „Engel“ leitet sich vom griechischen „Angelos“ ab und bezeichnet zunächst auch profan einen Boten. Für uns hat das Wort auch durch die Verwendung in der Heiligen Schrift die erweiterte Bedeutung „Bote Gottes“ gewonnen. Engel leben immer in Liebe und Freude und in ständiger Anbetung Gottes. Sie dienen Gott - das ist wichtig! - aus freiem Willen in höchster Hingabe, sind also eigenständige Persönlichkeiten. Diese Dienstbarkeit zeigt sich an Engelsfiguren im bekannten Symbol der Flügel, Zeichen der Eile und des Bereitseins, aber auch das Gegenwärtig-Sein an vielen Orten zugleich. Im katholischen Glauben ist überliefert, daß jeder Mensch einen Schutzengel in seinem Leben mitbekommt, der ihn leitet und führt. Die Engel sind uns Helfer und Zeugen dafür, daß unsere Hoffnung und Sehnsucht nicht ins Leere gehen, daß uns der Himmel offensteht. Dabei lassen sie uns aber den freien Willen, wie sie ja auch selbst einen haben. Der Schutzengel bewacht seinen Schützling vom ersten Augenblick seines Lebens an und beschützt ihn bis zu seinem Tode. Er ist sein treuer Wächter und Führer auf dem Pilgerweg seines Lebens. Es ist eine der schönsten Gaben Gottes, daß er jedem von uns einen solch treuen Freund geschenkt hat, der nie sein Hüteramt vergißt und jederzeit bereit ist, uns zu trösten, uns zu helfen, auf den rechten Weg zu bringen. Die Schutzengel sind immer in Liebe um uns besorgt. So wehren sie auch die bösen Geister ab, damit sie uns nicht schaden können. Der Schutzengel achtet im Auftrag Gottes sorgsam darauf, daß wir auf dem rechten Weg bleiben und einst das letzte Ziel, das ewige Glück im Himmel erreichen. Darum wird er uns in der Sterbestunde ganz besonders beistehen. Und darum, weil der Schutzengel unser großer gott-gesandter Wohltäter ist, sollte jeder ihn lieben, auf ihn hören, ihn anrufen, ihn verehren und auch zu ihm beten - besonders im Schutzengelmonat September!
Quelle: Erneuerung in Christus Nr. 9/10 2012 - Seite 9 - Mit freundlicher Genehmigung des Salvatore-mundi Verlag GmbH A-3292 Gaming
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„Engel Gottes, mein Beschützer“: Schutzengelfest am 2. Oktober
Gerade in unserer säkularen Welt ist das Bedürfnis nach geistlicher Geborgenheit besonders hoch. Da erfreuen sich vor allem Lehren von „himmlischen Mächten“ im Allgemeinen oder solche, die als Engel bezeichnet werden, besonderer Beliebtheit. Dabei ist die Tradition der Lehre von den Engeln uraltes katholisches Glaubensgut, das sich von noch älteren Gotteserfahrungen herleitet. So heißt es etwa beim Auszug aus Ägypten, dem „Gründungserlebnis“ des Judentums: „So spricht Gott, der Herr: Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn, und hör auf seine Stimme Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.“ (Exodus 23, 20 ff) Diese Verheißung wird bis heute von Menschen als trostvoll erfahren. Auch Psalm 91 im Alten Testament spricht von Engeln, die die Menschen behüten sollen. Diese biblische Überlieferung von der Existenz der Engel ist auch Grundlage für den Glauben an die Schutzengel. Im 3. Jahrhundert soll auch der heilige Blasius (der Große) gesagt haben: „Jedem Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen.“ Heute feiert die katholische Kirche den Gedenktag der Schutzengel am 2. Oktober. Dieses Fest wurde zuerst im 15. Jahrhundert in Spanien und Frankreich gefeiert und steht zunächst in engem Zusammenhang mit der Verehrung des heiligen Michael.
Schon seit dem 5. Jahrhundert wird der Erzengel angerufen; in Süditalien geht eine Kirche auf dem Berge Gargano auf eine Erscheinung des Erzengels im Jahr 492 zurück; eine Michaelskirche in Rom wurde bereits 493 eingeweiht. Sankt Michael ist Patron Deutschlands und wird heute als einer der drei höchsten Engel gemeinsam in einem Fest am 29. September, dem alten Michaelstag, verehrt. Das Schutzengelfest wurde von Papst Clemens X. im Jahr 1670 verbindlich auf den 2. Oktober gelegt und somit in der gesamten katholischen Kirche gefeiert. Die Engel Gottes dienen ihm und seinem Heilsplan unablässig. Sie sind eigenständige Wesen mit freiem Willen. Das griechische Wort „angelos“, von dem sich der „Engel“ ableitet, meint nichts anderes als „Bote.“ Kardinal Joseph Ratzinger definierte den Schutzengel auf folgende ergreifende Weise: „Ein Engel ist gleichsam der persönliche Gedanke, mit dem Gott mir zugewandt ist.“ Im Gegensatz zu anderen Geistwesen haben also Engel ein Amt, auch wenn ihre Natur geistig ist, wie auch schon der heilige Augustinus formulierte. Über Engel kann man darum nicht wie über kosmische Kräfte einfach verfügen; dem Menschen ist keine Macht über sie gegeben. Aber man kann sie erfahren, sich ihnen anvertrauen, ein Stück weit des kindlichen Glaubens wiedergewinnen, den die heutige Welt oft schmerzhaft spürbar verloren hat. Darum finden die Engel auch heute noch Eingang in die Herzen der Menschen - ihnen als Boten Gottes sei herzlich dafür gedankt, besonders am 2. Oktober!
Quelle: Erneuerung in Christus Nr. 9/10 2014 - Seite 12-13 - Mit freundlicher Genehmigung des Salvatore-mundi Verlag GmbH A-3292 Gaming
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Getreuer Begleiter und Beschützer von Kindesbeinen an:
Das Schutzengelfest am 2. Oktober
Auch wenn immer weniger Menschen heute mit den moralischen und geistlichen Werten und Lehren der Kirche etwas anfangen können - gewisse Inhalte haben dennoch für sie Gültigkeit und sind in ihrer Vorstellung gleichsam Glaubenswahrheiten geworden. Tatsächlich begleiten die Engel die Schöpfung seit ihren Anfängen. Schon das Alte Testament spricht vom Engel, der das Volk Gottes beim Auszug aus Ägypten leitet und schützt (vgl. Exodus 23, 20 ff). Auch der heilige Blasius spricht von einem Engel, der dem Gläubigen als Beschützer und Hirte zur Seite steht. Engel haben eine konkrete Aufgabe, die sie an die Seite des Menschen und der Schöpfung stellt. Auch wenn die Engel eine geistige Natur haben, hat der Mensch keine Macht über sie, da sie Willen und Wesen Gottes in sich tragen und nach außen spiegeln. Kardinal Joseph Ratzinger formulierte einmal folgenden schönen Gedanken über den Schutzengel: „Ein Engel ist gleichsam der persönliche Gedanke, mit dem Gott mir zugewandt ist.“ Jeder Engel hat darum auch seinen eigenen Willen und seinen Platz in der Schöpfungsordnung. So sind auch innerhalb der Engelsheere die Aufgaben verschieden verteilt. Selbst die Erzengel, die Engelsfürsten haben jeder einen jeweils eigenen Bereich zugewiesen: Der himmlische Bote Gabriel, der Gottesstreiter Michael usw. Die Engelscharen, die dem irdischen Bereich am nächsten stehen, werden von uns „Schutzengel“ genannt. Ihre Aufgabe ist die direkte Begleitung des Menschen auf seinem Lebensweg, ihn vor dem Bösen zu beschützen, damit er den Weg zu Gott gut und sicher findet. Dabei kann der Schutzengel den Menschen aber nur innerlich anregen und begleiten - er muß den freien Willen des Menschen akzeptieren, selbst wenn dieser nicht zu seinem eigenen Besten handelt. Deshalb sind die hervorragendsten Eigenschaften des Schutzengels die Tugenden der Demut und Treue - Demut gegenüber der Allmacht Gottes und der Willensfreiheit des Menschen und dabei doch treu und standhaft gegenüber dem Schöpfer und seinem Werk auch durch schwere Zeiten hindurch. Aus Dankbarkeit hat die Kirche seit jeher der Schutzengel in besonderer Weise gedacht. Schon im 15. Jahrhundert wurde in Spanien und Frankreich ein Schutzengelfest gefeiert, das vermutlich zunächst aus der Verehrung des heiligen Michael hervorgegangen ist. Der Engelfürst genießt seit den Urtagen der Kirche hohe Verehrung: wir kennen Anrufungen aus dem 5. Jahrhundert. Im Jahre 1670 wurde das Schutzengelfest von Papst Clemens X. verbindlich auf den 2. Oktober gelegt und somit in der gesamten katholischen Kirche gefeiert. Jeder Gläubige sollte an diesem Tag seinem treuen Wächter in Gedenken und Gebet ein kleines Dankeschön aussprechen - für die unendliche Treue und Liebe, die der Schutzengel jedem Menschen für dessen Leben lang gibt.
Quelle: Erneuerung in Christus - Nr. 09/10 2015 - Seite 10 - Mit freundlicher Genehmigung des Salvatore-mundi Verlag GmbH A-3292 Gaming