Rundbrief Nr. 39 - Advent
2016 - 01. Dezember 2016 - An einem Heiligabend
An einem Heiligabend
Es war im Winter. Eine
alte Frau saß zu Hause und strickte das ganze Jahr über Handschuhe,
Strümpfe, Socken und viele andere warme Sachen aus Wolle. Diese
Sachen, die sie nun flei-sig gestrickt hatte, verkaufte sie in der
Advents- und Weihnachtszeit an der Tür, um sich so einen kleines
Zubrot zu ihrer kleinen Rente zu verdienen. Schon des öfteren war
sie um diese Zeit unterwegs gewesen und hatte einiges an Wollsachen
verkauft. Es war wieder einmal so-weit und die Advents- und
Weihnachtszeit rückte immer näher. Hier und
dort mußte noch einiges an den Sachen ergänzt
werden. Das waren also Dinge, die noch unbedingt gemacht werden
mußten. Heute war Heiligabend. Sie ging
wieder, um noch die letzten Sachen zu verkaufen.
Sie ging von Tür zu Tür. Bei dem Schneetreiben
bemerkte sie nicht, daß sie im-mer näher an den Waldrand kam,
an dem ein Haus stand, in dem ein alter
Mann wohnte.
Dieser alte Mann
hatte, nachdem er sich beim Förster die Erlaubnis dafür
geholt hatte, am Vormittag eine Tanne
im Wald geschlagen. Nun lag er auf dem
Sofa, um sich auszu-ruhen, denn er wollte an
diesem Heiligabend zur heiligen Messe in die Stadt
gehen. Wie der alte Mann so dalag, schaute er sich
seinen Tannenbaum an, den er den ganzen Tag
in aller Ruhe geschmückt hatte. Die Krippe hatte er auch schon
aufgebaut. Erst kürzlich hatte er sie aus der Kammer
hervorgeholt und hier und da noch einige Stellen
an den Figuren ausgebessert. Er erfreute sich
an der Krippe und den Duft der Tanne,
die das ganze Zim-mer erfüllte. So lag er
nun da und dachte bei sich: „Ach, ich werde, bis
ich zur heiligen Messe am Abend in die Stadt gehen
werde, mich noch ein wenig ausruhen
und einige sehr wirkliche schöne weihnachtliche Geschichten
lesen.“ Eben, als er beim Lesen war, da klopfte es an
seine Tür. Er horchte und dachte: „Das wird wohl der Wind
gewesen sein,“ so dachte er und las weiter. Nach einiger Zeit
klopfte es erneut. „Ja das wird wohl
wieder der leise Wind gewesen sein, aber sicherheitshalber
werde ich nun doch einmal nachschauen,
was das wirklich ist“, dachte er und ging
zur Tür, öffnete sie, und sah dort im dichten Schnee
eine alte Frau stehen. Sie fragte ihn: „Ich möchte sie
fragen, ob sie mir einige warme Sachen abkaufen, die ich selbst
gestrickt habe?“ „Ach, kommen sie doch erst einmal herein, und
trinken sie mit mir eine Tasse heißen
Kaffee und wärmen sich bei mir auf.“
„Vielen Dank“, sagte sie, „gerne.“ Sie trat also ein
und nahm in der guten Stube auf dem Sofa Platz. Bei einer
heißen Tasse Kaffee unterhielten sich die beiden über
dieses und jenes und auch darüber, wie sie das
ganze Jahr über herrliche Sachen strickte, um sie
dann, eben zu dieser schönen Zeit, zu verkaufen. Heute
war nun der letzte Tag, um den Rest zu verkaufen. Wie die
beiden alten Herrschaften sich so unterhielten, kamen sie
auch auf die gute alte Zeit zu sprechen. Er erzählte
ihr, daß er alleinstehend sei und nun
seit vielen Jahren hier in diesem Haus am Waldrand
wohne und er sich dabei ganz wohl fühlt. Sie erzählte
ihm, Karl war übrigens sein Name, daß sie eigentlich noch
verheiratet sei, denn ihr Mann sei
im zweiten Weltkrieg als vermißt gemeldet worden. Seitdem habe sie
sich damit abgefunden und so ihr Leben schlicht und
einfach alleine geführt. Karl fiel eben ein, daß
er in seiner Kammer tat-sächlich noch einen Schuhkarton mit
Fotos hatte. Kaum war er weg, um sie zu holen, war
er auch schon wieder da. Er setzte sich wieder auf
das Sofa, und beide schauten sich die Fo-tos an.
Karl suchte nach einem bestimmten Foto. Da, er hatte es
gefunden. Es zeigte ihn und seine Freundin Annegret. Um sich
das Bild nun noch genauer anzusehen, setzte er sich
sei-ne Brille auf. Er sah ganz genau hin. Es war scheinbar unmöglich,
aber es war eine unum-stößliche
Tatsache, auf dem Bild waren er und seine
Freundin Annegret. Auch sie schaute sich das Bild
genauer an und sie erkannte sich
wieder. Sie drehten das Bild um, und
was sahen sie? Auf der Rückseite standen die Namen „Annegret
und Karl.“ Die beiden Herrschaften schauten sich an. „Heute“,
sagte Annegret,“ wäre ich fünfzig Jahre
verheiratet, und wir hätten heute goldene
Hochzeit.“ Karl sagte: „Ich bin heil aus dem Krieg
zurück-gekommen, aber ich bin in eine
andere Stadt gezogen, und nach dem Krieg hat
alles mein eifriges Suchen nach meiner Frau keinen Erfolg
gehabt, ich bin allein geblieben.“
Sie schauten sich die Fotos, die sie damals gemacht
hatten, genauer an. Sie waren auf der Rückseite mit
Namen und Datum versehen, und dabei
erkannten sie die Handschriften, ihre und
seine, wieder. Es bestand kein Zweifel, die
Bilder und die Handschriften sagten wirklich die Wahrheit,
die beiden hatten sich wiedergefunden.
Heute, am Heiligabend ja, da hatten sie wirklich
goldene Hochzeit, denn im Jahre 1942 hatten sie
geheiratet. Karl holte das Stammbuch das er noch besaß,
und siehe da, es stimmte alles überein. Sie betrach-teten das
Stammbuch noch eine Weile und schauten sich an. Er hielt
ihre Hand - die ganze Zeit schon. Und sie erzählten von
sich und der Zeit, als sie alleine waren, und wie sich
vieles so sehr in der vergangenen Zeit verändert hatte. Karl und
seine Annegret standen mühsam auf, gingen zur Krippe, knieten
dort nieder, um Gott dafür zu danken, daß sie sich nach
so vielen Jahren wiedergefunden hatten. Danach
setzten sie sich wieder auf das Sofa und
ihr Karl fragte seine Annegret: „Gehst du mit
mir heute abend in die heilige Messe?“ „Ja,“
ant-wortete Annegret. „Ach“, sagte sie,
„reiche mir doch bitte eben die Tasche herüber.“
Sie nahm sie an schaute hinein und siehe da, es waren noch zwei
Teile darin, ein Schal und ein paar
Handschuhe. Diese schenkte sie ihrem Karl. „Für dich
habe ich nichts, liebe Annegret, nur meine Liebe
zu dir“, sagte er. Sie ruhten sich noch ein wenig aus.
Eine gu-te halbe Stunde vor Mitternacht
gingen sie beide los und waren somit rechtzeitig in der Kirche. Noch
einmal knieten sie sich an der Krippe nieder, um
Gott noch einmal dafür zu aufrichtig danken, daß
sie sich nach langer Zeit wiedergefunden hatten. Nach der
heiligen Messe brachte Karl seine Annegret nach Hause. Anschließend
ging er auch nach Hause. Nach einigen Wochen, nach dem alles
bürokratische in Ordnung gebracht worden war,
zogen Karl und seine Annegret wieder in eine gemeinsame Wohnung. ©
1995 Heribert Immel, Essen.
Eine kleine Bitte: Wenn
Sie umziehen teilen Sie mir bitte rechtzeitig Ihre neue Adresse mit,
damit ich meine Unterlagen auf den neuesten Stand bringen kann, denn
es kommt immer wieder vor, daß Briefe den Empfänger nicht
erreichen, weil die Adresse nicht mehr stimmt
Wir sollten in diesen
Tagen auch an die Armen und Kranken, die Verfolgten und Flüchtlinge,
die Einsamen und Verlassenen, die Opfer von Naturkatastrophen und
Kriegen und auch an die denken, an die niemand mehr denkt.
Gedenken Sie bitte am 28.
Dezember, dem Tag der Unschuldigen Kindern, besonders der
un-geborenen Kinder die, noch bevor sie geboren werden, grausam im
Mutterleib, aus fadenscheinigen Gründen, ermordet werden. Es wäre
gut, gerade an diesem Tag für sie den Rosenkranz zu beten oder den
Kreuzweg zu gehen.
Das Jahr 2017 widme ich den
sieben Sakramenten. In diesem Jahr besteht meine Herz-Jesu-Familie 20
Jahre.
Die heilige Taufe. Die
heilige Beichte. Die heilige Eucharistie. Die heilige Firmung. Die
heilige Ehe. Die heilige Priesterweihe. Die heilige Ölung.
Ich wünsche Ihnen ein
frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2017.
Mit herzlichem Gruß Ihr
Heribert Immel Herz-Jesu-Familie.