Rundbrief Nr. 30 vom 22. Mai 2012 - Die selige Josepha Sancho de Guerra
Diese Spanierin wurde am 7. September 1842 in Vitoria in Spanien als Kind armer Eltern geboren. Die Armut der Familie wurde noch größer, als Maria Josepha, so war das Mädchen bei der heiligen Taufe genannt worden, mit zehn Jahren durch den Tod den Vater verlor und nun auf der Mutter allein die Sorge um das Kind und seine Erziehung lastete. Das Mädchen liebte die Einsamkeit und floh die Gesellschaft mit Gleichaltrigen und sehnte sich schon früh danach, ihr Leben Gott im Ordensstand zu weihen. Nach einer Zeit der Ungewißheit, für welchen Orden sich Maria entscheiden sollte, und nach Überwindung einer schweren Krankheit, entschloß sie sich für die der Krankenpflege gewidmeten Kongregation der Dienerrinnen Mariens, eine Gemeinschaft, die 1851 von der seligen Soledad Torres Acosta gegründet worden war
Am 3. Dezember 1865 begann Maria Josepha mit 23 Jahren das Noviziat in Chamberi, Erzdiözese Madrid. Sie wurde vom Geist, der in dieser Kongregation herrschte, nicht besonders beeindruckt, dennoch legte sie auf den Rat des heiligen Antonius Maria Claret am 15. Februar 1867 die Profeß ab. Die Zweifel, ob sie die richtige, für sie geeignete Gemeinschaft erwählt hätte, blieben auch nach vorgenommener Profeß. Nach langen Überlegungen und Beratungen mit entsprechenden Persönlichkeiten entschied sich Schwester Maria Josepha schließlich, die Kongregation der Dienerinnen Marias nach erlangter Erlaubnis zu verlassen. Zusammen mit ihr schieden damals zwei weitere Schwestern und bald darauf nochmals zwei aus der Kongregation der Dienerinnen Mariens, Helferinnen der Kranken, aus und schlossen sich zu einer neuen Gemeinschaft zusammen, die die gleiche Zielsetzung, nämlich Krankenpflege, vor allem Hauskrankenpflege, hatte, aber von einem strengeren Geist, verstärktem Gebetsleben und härterer Askese erfüllt sein sollte.
Nach Anhörung des Bischofs von Vitoria wurde mit Hilfe des Priesters Mariano de Ibargu-engoitia am 9. Juli 1874 das neue Institut mit dem Namen „Dienerinnen Jesu der Liebe“ errichtet. Er erhielt am 3. August 1880 die definitive Bestätigung durch den Apostolischen Stuhl. Schwester Maria Josepha, die sich nun Schwester Maria vom Herzen Jesu nannte, wurde Generaloberin der Ordensgemeinschaft und blieb in ihrem Amt bis an’s Ende ihres Lebens.
Sie sorgte sich überaus umsichtig um Wachstum und Ausbreitung der Kongregation, die noch zu ihren Lebzeiten der Gründerin in 42 Häusern, darunter eines in Chile, mit gut ausgebildeten Schwestern segensreich zum Wohl der Kranken und Sterbenden wirkte.
Die Gründerin selbst und ihre geistlichen Töchter waren beeindruckend und spürbar erfüllt von gesunder Spiritualität, die charakterisiert war durch große, opferbereite Gottesliebe und selbstlose Liebe zu den Kranken, in denen Schwester Maria vom Herzen Jesu immer den leideneden Herrn sah, dem sie mit ihren geistlichen Töchtern dienen durfte.
Auch zarte Liebe zur jungfräulichen Gottesmutter zeichnete Schwester Maria vom Herzen Jesu aus, desgleichen eine rührende Ergebung in den heiligen Willen Gottes, als sie 1894 von einer schweren Krankheit befallen wurde, die zu ihrem heiligmäßigen Tod am 20. März 1912 in Bilbao führte. - Seliggesprochen: 27. September 1992.
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Rundbrief Nr. 30 vom 22. Mai 2012 - Die heilige Maria Josepha Sancho de Guerra
Papst Johannes Paul II. hat Schwester Maria vom Herzen Jesu Sancho de Guerra am 27. September 1992 in Rom selig gesprochen.
Heilige Maria vom Herzen Jesu SdJ – mit bürgerlichem Namen: Maria Josepha Sancho de Guerra – Mit Bild
Das Leben dieser heiligen Ordensgründerin ist anläßlich ihrer Seligsprechung am 27. September 1992 im Werk „Die neuen Heiligen der katholischen Kirche“ – Band 4 – Seite 26-27 beschrieben worden. Hier nur sei nur noch aus der Papstansprache zitiert, die Papst Johannes Paul II. bei der Heiligsprechungsfeier am 1. Oktober 2000 in Rom gehalten hat:
Gott erwählt sich zu allen Zeiten Menschen, um seine Liebe zu den Menschen kundzutun, ruft Institutionen in’s Leben, die dazu bestimmt sind, zu bevorzugten Werkzeugen seines Wirkens zu werden. So geschah es bei der heiligen Maria Josepha del Corazion de Jesus Sancho Guerra, der Gründerin der „Barmherzigen Schwestern Dienerinnen Jesu.“
Im Leben der neuen Heiligen, der ersten Baskin, die heiliggesprochen wird, zeigt sich auf einzigartige Weise das Wirken des Geistes. Er veranlaßte sie dazu, sich in den Dienst an den Kranken zu stellen, und bereitete sie darauf vor, zur Mutter einer neuen religiösen Kongreration zu werden.
Die heilige Maria Josepha lebte ihre Berufung als wahrhaftiger Apostel im Bereich des Gesund-heitswesen, denn ihre Art der Betreuung wollte die Aufmerksamkeit für das Materielle und das Geistliche miteinander verbinden, wobei sie mit allen Mitteln nach dem Heil der ihr anvertrauten Seelen strebte. Trotz der Krankheit, an der sie in der letzten zwölf Jahren ihres Lebens litt, scheute sie keine Mühen und Leiden und widmete sich voll und ganz dem karitativen Dienst am Kranken in einem Klima kontemplativen Geistes. Sie erinnerte daran, daß die Pflege nicht nur darin besteht, dem Kranken Medizin und Nahrung zu geben. Vielmehr gibt es eine andere Art der Pflege – nämlich jene des Herzens, in dem man versucht, sich an den leidenden Menschen auszurichten.
Das Beispiel und die Fürsprache der heiligen Maria Josepha del Corazon de Jesus mögen dem baskischen Volk dabei helfen, für immer von der Gewalt Abstand zu nehmen. Das Baskenland werde zu einem gesegneten Land und einem Ort friedvollen und brüderlichen Zusammenlebens, wo stets die Rechte aller Menschen respektiert werden und niemals das Blut unschuldiger Menschen vergossen werden möge. - Heiligsprechung: 1. Oktober 2000 - Gedenktag: 20. März
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Rundbrief Nr. 30 vom 22. Mai 2012 - Der heilige Bonaventura
Der heilige Franz von Assisi, gestorben 1226, glühte von mitleidsvoller Liebe zum gekreuzigten Heiland und pflegte darum, wie uns sein erster Biograph, der selige Thomas von Celano, gestorben um 1260, in der „Vita prima sancti Francisi“1) berichtet, die Betrachtung der Wundmale Christi, voran die der Seitenwunde. Gleichsam zum Lohn dafür wurden diese Wundmale dem heiligen Franz von Assisi selber bei seiner Stigmatisierung auf dem Alverna-Berg2) eingeprägt. Von der Seitenwunde Christi wäre für Franziskus an sich kein großer Schritt mehr nötig gewesen, um zum Herzen Jesu vorzudringen. Er tat diesen Schritt jedoch nicht mehr; jedenfalls ist uns im Schrifttum des heiligen Franziskus nirgendwo ein Hinweis auf das Herz Jesu überliefert. Wohl aber tat diesen Schritt von der Seitenwunde Christi zum Herzen Jesu der heilige Bonaventura, der große Theologe in der Jüngerschaft des heiligen Franziskus.
Der 1221 in Bagnoreggio bei Viterbo, Italien, geborene Franziskaner-Theologe, der sich schon als Professor an der Pariser Universität den Ehrentitel eines „Doctor seraphicus“ erwarb, weil er, den Seraphim gleich, von Liebe glühte und seine wissenschaftlichen Spekulationen aus der Tiefe mystischer Frömmigkeit anstellte, könnte mit mindestens dem gleichen Recht wie Ubertino da Casale, gestorben 1330, der Verfasser des „Arbor Vitae Crucifixae Jesu“, auch „Doctor Cordis Jesu“ genannt werden. Daher läßt ihn die Kirche auch als einzigen Heiligen im Stundengebet am Herz-Jesu-Fest zu Wort kommen in einer seiner mystischen Schrift „Lignum vitae“ „Holz des Lebens“ entnommenen Lesung:
„Betrachte, du erlöster Mensch, wer es ist, der für dich am Kreuze hängt, wie groß und heilig der ist, dessen Tod die Toten lebendig macht, bei dessen Hinübergang Himmel und Erde trauerten und harte Felsen zersprangen. Aus der Seite des am Kreuz entschlafenen Christus sollte die Kirche gebildet werden, und es sollte sich die Schrift erfüllen: „Sie werden aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben.“ Darum verfügte Gott, daß einer der Soldaten diese Seite durchbohrte und öffnete. Blut und Wasser flossen heraus, der Lösepreis unseres Heils. Aus-gegossen aus dem Quell, dem Allerheiligsten des Herzens, sollte dieser Preis den Sakramenten der Kirche die Kraft geben, das Leben der Gnade zu gewähren. Den bereits in Christus Lebenden sollte er der Becher lebendigen Wassers für das ewige Leben sein. Eile hin zu diesem Quell des Lebens und es Lichtes mit lebendigem Verlangen, du gottliebende Seele, wer immer du bist, und rufe zu ihm mit der innersten Kraft des Herzens: Du unsagbare Schönheit des höchsten Gottes, du reinster Abglanz des ewigen Lichtes, du Leben, das allem Leben das Leben verleiht...“
Gleich am Anfang seines ersten und bedeutendsten theologischen Werkes, das Sentenzenkom-mentars3), schrieb der heilige Bonaventura über das Herz Jesu, es sei von so ergreifender Zärtlichkeit gegen uns Menschen erfüllt gewesen, daß es ihn gar nicht schwer dünkte, die furchtbarste und grausamste Art des Todes für uns auf sich zu nehmen. („...Dulcissimum enim Cor Jesu Christi tanta circa nos afficiebatur teneritudine amoris, ut non videretur ei grave pro nobis sustinere extremum et acerbissimum genus mortis.“)
In den beiden dem geistlichen Leben gewidmeten kleineren Werken „Lignum vitae“ („Holz des Lebens“) und „Vitis mystica“ („Mystischer Weinstock“) weist der heilige Benoventura mehrmals sehr eindringlich auf den kostbaren Schatz des göttlichen Herzens Jesu hin. Dieses Herz ist dem „Doctor seraphicus“ vielsagendes Symbol jener Erlöserliebe, die noch vor der Lanze des römischen Hauptmanns das Innerste dieses Herzens durchbohrt hat. Die äußere, sichtbare Durchbohrung des Herzens Jesu war nach Bonaventura dazu bestimmt, daß wir durch die sichtbare Wunde die unsichtbare Wunde der Liebe sehen können („ut per vulnus vi-sibile vulnus amorisinvisibile videamus...“)4)
Die Liebe im Herzen des Gottmenschen ist eine vollkommene, totale und dauernd neue Liebe5), darum muß von gleicher Art auch die Liebe der Menschen zu Christus sein, und nichts anderes kann das eigentliche Ziel der Herz-Jesu-Verehrung sein, als das Herz Jesu wieder zu lieben. „Wer könnte dieses verwundete Herz nicht lieben? Wer könnte einem solchen Liebhaber nicht entsprechende Gegenliebe entgegenbringen?“ („Quis illud Cor tam vulneratum non diligat? Quis tam amantem non redamet?”)6) Die Verehrung des Herzens Jesu sollte bei uns Menschen, von ganz großer Gegenliebe zu ihm durchdrungen und von ihm immer mehr gereinigt zu werden und dann alle Tage des Lebens in diesem Herzen zu wohnen, um ihm dem Willen nach ganz gleichförmig zu werden. („ ...ut purificatus per Te, ad Te purissimum possim accedere et in Corde Tuo omnibus diebus vitae meae merear habitare et videre simul et facere voluntatem Tuam...“)7) „O wie gut und angenehm ist es, in diesem Herzen zu wohnen! Ein guter Schatz, eine kostbare Perle ist Dein Herz, bester Jesus!“ („O quam bonum et jucundum habitare in Corde hoc! Bonus thesaurus, pretiosa margarita Cor Tuum, optime Jesus!“)8)
Wenn man alle Aussprüche des heiligen Bonaventura über das Herz Jesu überdenkt, erkennt man, daß bei ihm im Ansatz schon all das vorhanden ist, was dann bei den großen Mystikerinnen von Helfta, bei der heiligen Mechthild von Hackeborn (gestorben 1289) und der heiligen Gertrud (gestorben 1302) und vor allem bei der heiligen Margareta Maria Alacoque, in ausdrücklichen Formulierungen kundgetan wird über den Gegenstand und die segensvollen Früchte der Herz-Jesu-Verehrung.
In seinem Werk „De perfectione vitae ad Sorores“ sagt der heilige Bonaventura zu einer Schwester: „Tritt also, o Magd, mit der ganzen Glut deiner Liebe und Hingabe zum verwundeten Jesus hin... und lege nicht nur deinen Finger in die Wundmale der Nägel..., sondern tritt ganz und gar durch die Tür der Seitenwunde zum Herzen Jesu selber hin!“ („Accede ergo tu, o famula, pedibus affectionum tuarum ad Jesum vulneratum..., non solum mitte digitum tuum in locum clavorum ..., sed totaliter per ostinum lateris ingredere ad Cor ipsius Jesu“...)
Der heilige Bonaventura – Seite 88
1) Thomas v. Celano, Vita prima sancti Francisci, n. 71.
2) vgl. Th. v. Celano, a.a.O., n 112-113.
3) In I Sent., Prooemium, Opera omnia Vol. 10.
4) Vitis mystica III/5, Opera omnia VIII/164.
5) Vitis mystica III/5-6, Opera omnia VIII/164-165.
6) Vitis mystica III/6, Opera omnia VIII/165.
7) Vitis mystica III/4, Opera omnia VIII/164 a.
8) Vitis mystica III/3, Opera omnia VIII/163 b.
Seliggesprochen: Unbekannt - Heiliggesprochen: 1482