Johannes
Kapitel 9
9 Die
Heilung eines Blinden und der Streit der Juden: 9,1-42
Die
Heilung eines Blinden: 9,1-12
1 Unterwegs sah Jesus
einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.
2 Da fragten ihn
seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine
Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde?
3 Jesus antwortete:
Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken
Gottes soll an ihm offenbar werden.
4 Wir müssen,
solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt
hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.
5 Solange ich in der
Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
6 Als er dies gesagt
hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen
Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen
7 und sagte zu ihm:
Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt
übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als
er zurückkam, konnte er sehen.
8 Die Nachbarn und
andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das
nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
9 Einige sagten: Er
ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst
aber sagte: Ich bin es.
10 Da fragten sie
ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden?
11 Er antwortete:
Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine
Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich! Ich ging
hin, wusch mich und konnte wieder sehen.
12 Sie fragten ihn:
Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht.
13
Das Eingreifen der Pharisäer: 9,13-34
Da brachten sie den
Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern.
14 Es war aber
Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen
geöffnet hatte.
5,9
15 Auch die
Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann
antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch
ich mich und jetzt kann ich sehen.
16 Einige der
Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er
den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder
solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen.
17 Da fragten sie
den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch
deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet.
18 Die Juden aber
wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war.
Daher riefen sie die Eltern des Geheilten
19 und fragten sie:
Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren
wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann?
20 Seine Eltern
antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind
geboren wurde.
21 Wie es kommt,
dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen
geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er
ist alt genug und kann selbst für sich sprechen.
22 Das sagten seine
Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden
hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus
der Synagoge auszustoßen.
7,13; 12,42; 16,2
Der Ausschluss aus
der Synagoge, der vom zeitlich begrenzten Synagogenbann zu
unterscheiden ist, wird auch in 12,42 und 16,2 erwähnt.
23 Deswegen sagten
seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn selbst.
24 Da riefen die
Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und
sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein
Sünder ist.
Jos 7,19; 2 Chr
30,8; Ps 66,2; 68,35; Jes 42,12
25 Er antwortete: Ob
er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich
blind war und jetzt sehen kann.
26 Sie fragten ihn:
Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet?
27 Er antwortete
ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört.
Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger
werden?
28 Da beschimpften
sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger
des Mose.
29 Wir wissen, dass
zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher
er kommt.
30 Der Mann
antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht
wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet.
31 Wir wissen, dass
Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen
Willen tut, den erhört er.
32 Noch nie hat man
gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.
33 Wenn dieser
Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten
können.
34 Sie entgegneten
ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns
belehren? Und sie stießen ihn hinaus.
Jesu Selbstoffenbarung vor dem Geheilten: 9,35-41
35 Jesus hörte, dass
sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm:
Glaubst du an den Menschensohn?
36 Der Mann
antwortete: Wer ist das, Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube.
37 Jesus sagte zu
ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.
38 Er aber sagte:
Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
39 Da sprach Jesus:
Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden
sehend und die Sehenden blind werden.
40 Einige Pharisäer,
die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch
wir blind?
41 Jesus antwortete
ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber
sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.